# taz.de -- SCHULGRÜNDUNG: Rückendeckung für Freie Schule
       
       > Die FDP will nicht, dass die Bildungssenatorin weiter versucht, den
       > Aufbau einer alternativen Grundschule mit juristischen Mitteln zu stoppen
       
 (IMG) Bild: Reformschule kann Spaß machen.
       
       Vor knapp drei Wochen fällte das Bremer Verwaltungsgericht sein Urteil: Das
       Konzept der "Freien Schule" sei als "besonderes pädagogisches Konzept"
       anzuerkennen. Die Richter wiesen damit das Argument zurück, mit dem die
       Schulbehörde dem Projekt die Zulassung verweigert hatte. Doch weil die
       Behörde sich möglicherweise weiter querstellt, bekommt die alternative
       Schulinitiative nun politische Schützenhilfe: Heute hat die FDP in der
       Bürgerschaft eine aktuelle Stunde beantragt, um die Senatorin aufzufordern,
       keine Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen.
       
       Wie Ressortsprecherin Karla Götz gestern sagte, werde die Urteilsbegründung
       noch erwartet. Sobald die da sei, prüfe das Ressort, ob es in Berufung
       gehen wolle. "Wenn die Begründung des Gerichts kommt, entscheiden wir
       zügig", sagt Götz. Bevor das möglich ist, muss Bildungssenatorin Renate
       Jürgens-Pieper (SPD) die Zulassung einer Berufungsverhandlung erst einmal
       beim Oberlandesgericht beantragen.
       
       Sven Golchert von der Initiative Freie Schule sieht die juristische
       Auseinandersetzung gelassen. Für ihn spielt die Behörde nur auf Zeit,
       Golchert sieht "keine juristischen Möglichkeiten" für eine erfolgreiche
       Berufung.
       
       Keineswegs kalt lässt ihn aber der Vorwurf der Bildungsbehörde, die
       Initiative Freie Schule würde die Stadt sozial und bildungspolitisch
       spalten. Golchert findet, dass seine Initiative genau das Gegenteil tut:
       "Wir wollen in den Stadtteil hineinwirken und dort ein solidarisches
       Projekt sein, bei dem soziale Unterschiede ausgeglichen werden." Er sieht
       die gesellschaftliche Spaltung vielmehr im staatlichen Schulsystem. So
       bedeute etwa die Empfehlung für das Gymnasium eine Auslese schon ab der
       zweiten Klasse.
       
       Das sieht auch der Erziehungswissenschaftler Johannes Beck so. Die Frage,
       ob es das eigene Kind schaffe, sich im System zu behaupten, hänge bei
       vielen Eltern "wie ein Damoklesschwert über dem Kopf", sagte Beck am
       Dienstag bei einem Pressegespräch der Freien Schule.
       
       Rückendeckung bekommt die Initiative auch vom Paritätischen
       Wohlfahrtsverband. Dessen Vorstandsmitglied Wolfgang Luz will "die starren
       Strukturen auseinanderreißen". Am besten sollten alle staatlichen Schulen
       in Schulen in freier Trägerschaft umgewandelt werden, die nur unter
       staatlicher Aufsicht stehen, findet Luz.
       
       Den Vorwurf, dass eine Freie Schule Gebühren kassieren müsse und dadurch
       nur Kindern reicher Eltern offensteht, hält Luz Verbandskollege Gerd Wenzel
       für einen "rein politischen Sachverhalt", den nur die Senatorin selbst
       durch eine gerechtere Finanzierung auflösen könne.
       
       In diesem Punkt pflichtet ihm auch der bildungspolitische Sprecher der
       FDP-Fraktion, Magnus Buhlert, bei: "Das ist von der Bildungsbehörde selbst
       verursacht. Wenn die Schulen in freier Trägerschaft in gleicher Höhe
       finanziert würden wie staatliche Schulen, dann bräuchten sie auch kein
       Schulgeld zu verlangen."
       
       Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper will sich heute in der Bürgerschaft
       zum Thema äußern. Die Freie Schule treibt die Realisierung ihres Projekts
       ungeachtet der Diskussion weiter voran. Susanne Wenthe von der Initiative
       sagte, sie suchen derzeit nach einem passenden Gebäude und würden bereits
       zum nächsten Schuljahr mit dem Alternativunterricht beginnen, "wenn der
       Willen auf der Seite der Behörde da wäre".
       
       "Wenn freie Schulen so finanziert würden wie staatliche, müssten sie kein
       Schulgeld nehmen".
       
       16 Mar 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kristin Kielon
       
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