# taz.de -- CIA-Opfer verurteilt: Zwei Jahre Haft für El Masri
       
       > Das CIA-Entführungsopfer muss nach einer Attacke auf den Neu Ulmer
       > Bürgermeister ins Gefängnis. Das Gericht räumte Traumatisierung ein,
       > hielt ihn aber für schuldfähig.
       
 (IMG) Bild: Hat "nicht das Recht, dass er Straftaten begeht und andere Personen verletzt": Khaled El Masri.
       
       MEMMINGEN taz | Die Sitzung war beendet, da rief Khaled El Masri doch noch
       etwas. "Druck" werde auf ihn ausgeübt. Mit einer wegwerfenden Geste fauchte
       er: "Macht, was ihr wollt." Dann wurde er aus dem Saal des Memminger
       Landgerichts geführt.
       
       Während zwei Prozesstagen hatte das CIA-Entführungsopfer nichts gesagt,
       strich sich höchstens einmal mit der Hand durch den ergrauenden Bart. Stets
       blieb El Masri ostentativ sitzen, wenn die Richterin Brigitte Grenzstein
       den Saal betrat. Mit halb geschlossenen Augen hörte der Angeklagte auch den
       Urteilsspruch. Zwei Jahre muss der gebürtige Libanese mit deutschem Pass
       ins Gefängnis, weil er am 11. September vergangenen Jahres den Neu-Ulmer
       Oberbürgermeister Gerold Noerenberg (CSU) in dessen Amtszimmer
       niedergeschlagen und verletzt hat. Weil dies in der zweijährigen
       Bewährungszeit passierte, nachdem El Masri 2007 wegen eines Angriffs auf
       einen Dekra-Fahrprüfer sowie Brandstiftung verurteilt worden war, muss der
       46-Jährige auch diese zwei Jahre verbüßen.
       
       Masri habe sich von Noerenberg Hilfe im Kampf um seine Rehabilitation
       erhofft und sich enttäuscht gesehen, glaubt die Richterin. Es gibt einen
       fordernden Brief Masris an den OB vom Sommer 2009, der unbeantwortet blieb.
       Mitte August wurde den Kindern El Masris von der Vermieterin verboten, im
       Hof des Hauses zu spielen. Handwerker sollen laut El Masri zwei der sechs
       Kinder bedroht haben. Die Angst vor Geheimdienstschergen lebte
       offensichtlich wieder auf. Er drohte der Firma brieflich, die Männer "die
       Blässe des Lebens" spüren zu lassen. Ein psychiatrisches Krankenhaus
       entließ ihn nach einer Nacht; es sei nichts Besonderes mit ihm.
       
       Vergeblich hatte Masris Verteidiger Manfred Gnjidic angeprangert, die
       Staatsanwaltschaft München I versuche - im Einklang mit der Bundesregierung
       - nur noch zum Schein, die Verschleppung seines Mandanten durch die CIA
       aufzuklären. Das Gericht wies Gnjidic ab: Es bestehe "kein Zusammenhang"
       mit dem Überfall auf Noerenberg.
       
       Immerhin, das Gericht erklärte die Entführungsgeschichte in diesem Prozess
       für glaubhaft. Die Richterin konzidierte "ein schreckliches Geschehen", das
       Masri "traumatisiert" habe. Doch sie folgte dem psychiatrischen Gutachter,
       der El Masri für voll schuldfähig erklärte. Sofern sich der Staat gegenüber
       dem Angeklagten falsch verhalte, gebe ihm das "nicht das Recht, dass er
       Straftaten begeht und andere Personen verletzt".
       
       31 Mar 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rüdiger Bässler
       
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