# taz.de -- Sarkozys Gastgeschenk: Wildschwein für Obamas Töchter
       
       > Sarkozy ist bei den Obamas zu Gast und bringt den Präsidenten-Töchtern
       > Asterix-Comics mit. Asterix? Der Mann hat Nerven. Rückwärtsgewandter geht
       > es kaum.
       
 (IMG) Bild: "Wo sind wir denn hier gelandet, im Weißen Haus?"
       
       Da ist Frankreichs Premier Nicholas Sarkozy ins Weiße Haus eingeladen und
       hat nichts besseres zu tun, als den Obama-Töchtern Asterix-Comics
       mitzubringen. Asterix! Das muss mal sich einmal vorstellen. Fantasie- und
       gedankenloser geht es wohl kaum noch.
       
       Nichts gegen Asterix als leicht angestaubtes, französisches Kulturgut und
       Relikt der 1970er Jahre. Nichts gegen Uderzo und Goscinny, selig. Und
       nichts, rein gar nichts gegen eine saftige Wildschweinkeule. Aber die Wahl
       von Asterix-Comics als Gastgeschenk lässt Sarkozy doch arg rückwärtsgewandt
       wirken. Lucky Luke wäre immerhin eine noch einigermaßen witzige Reminiszenz
       an sein Gastland gewesen - die USA aus Sicht der Alteuropäer. Aber was
       haben sich bei aller Gelegenheit prügelnde und wildschweinverschlingende
       Gallier mit der Lebenswirklichkeit der beiden vorpubertären
       Präsidententöchter zu tun? Na? Eben. Es sei denn, er will damit Obama
       Senior eine versteckte Botschaft überbringen: Römer raus aus Gallien = Amis
       raus aus dem Irak? Unwahrscheinlich.
       
       Frankreich hat nun wirklich tolle, zeitgenössische Comic-Autoren und
       Autorinnen. Menschen, die Dinge erzählen, die Sasha und Malia
       wahrscheinlich ein klein bisschen mehr Respekt vor dem französischen Besuch
       beibringen würden, hätte er Comics von ihnen im Gepäck gehabt.
       
       Zum Beispiel Joann Sfars "Desmodus - der kleine Vampir", für die jüngere
       Sasha. Der schüchterne Michael lernt darin eines Nachts einen kleinen
       Vampir kennen, der in einem altem Haus voller Monster wohnt und außerdem
       noch einen kleinen roten Hund namens Fantomat hat. Die Message ist klar:
       Weißes Haus, Monster...
       
       Für Malia wäre die fünfbändige Reihe "Die Katze des Rabbiners" perfekt,
       ebenfalls von Joann Sfar. Durch eine schlaue, sprechende Katze erführe sie
       einiges über das Judentum, nachdem sie Christentum und Islam ja schon aus
       eigener Erfahrung ein wenig kennen dürfte. Und die Rabbiner-Tochter Zlabya
       wäre eine tolle Identifikationsfigur: schön, klug und stark. Wenn auch
       nicht so stark wie Obelix.
       
       Marjane Satrapis "Persepolis" ist fast schon ein moderner Comic-Klassiker.
       Die Graphic Novel der iranischen Autorin behandelt Politik und Pubertät -
       zwei (zukünftig) elementare Lebensbereiche der Obama-Töchter. Diese
       Geschichte hat sicher mehr mit ihnen zu tun als Zaubertrank und
       Wildschweine. Weiteres Plus: Falls die beiden keine Lust zum Lesen haben -
       das Comic wurde auch verfilmt.
       
       Lewis Trondheim ist tatsächlich ebenfalls Franzose. Der Mann mit dem
       schönen Pseudonym und unglaublichen Schaffensdrang ist unter anderem
       geistiger Vater der Comic-Reihe "Herr Hase". Zugegeben, vielleicht sind
       Malia und Sadha noch ein bisschen zu jung für Geschichten über Partys,
       Beziehungen und Lebenskrisen. Aber sie wären damit bestens gerüstet für ihr
       volljähriges Leben nach ihrem 21. Geburtstag. Und wer weiß, vielleicht
       würden sie Herrn Sarkozy dafür einmal sogar aufrichtig danken.
       
       31 Mar 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kirsten Reinhardt
       
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