# taz.de -- Deutschlandtrend: Schwarz-Gelb rutscht weiter ab
       
       > Drei Viertel der Deutschen stellen der Regierung ein schlechtes Zeugnis
       > aus. Selbst die Stars des Kabinetts - Kanzlerin Merkel und
       > Verteidigungsminister Guttenberg - sind angekratzt.
       
 (IMG) Bild: Mit Minister Guttenberg ging es in der Wählergunst immer steil nach oben, jetzt büßt auch er Zustimmung ein.
       
       BERLIN rts/dpa/afp/taz |Sechs Wochen vor der Landtagswahl im wichtigen
       Bundesland Nordrhein-Westfalen sind diese Zahlen ein Alarmsignal für
       Kanzlerin Angela Merkel und ihre schwarz-gelbe Koalition: Im aktuellen
       Deutschlandtrend der ARD verlieren CDU und CSU im Vergleich zum Vormonat
       einen Prozentpunkt und kommen nur noch auf 35 Prozent. Auch die FDP rutscht
       in der Bürgergunst weiter ab. Sie liegt nur noch bei acht Prozent, das sind
       zwei Punkte weniger als noch vor einem Monat.
       
       Damit haben die Regierungspartner ihre Mehrheit deutlich verloren. Zum
       Vergleich: Bei der Bundestagswahl im vergangenen September, nachdem Merkel
       die angebliche Traumkoalition schmiedete, lag die FDP bei mehr als 14
       Prozent, die Union fuhr knapp 34 Prozent ein. Für den Deutschlandtrend hat
       das Meinungsforschungsinstitut Infratest Dimap am Montag und Dienstag
       dieser Woche 1.500 Wahlberechtigte bundesweit telefonisch befragt.
       
       Die Streitigkeiten der Koalition um Steuersenkungen, die Gesundheitsreform
       oder die Bezüge von Hartz IV-Empfängern kommen bei den Bürgern schlecht an.
       Gefragt nach der Arbeit der Bundesregierung zeigten sich nur 23 Prozent der
       Befragten "zufrieden", 48 Prozent wählten die Kategorie "weniger
       zufrieden". Und immerhin 28 Prozent zeigten sich "gar nicht zufrieden" mit
       der Regierungsarbeit. Gut drei Viertel der Befragten stellen Merkels
       Kabinett also ein schlechtes Zeugnis aus.
       
       Selbst Stars der Regierung, die immer hohe Sympathiewerte bekamen, sind
       angekratzt. Nur noch 55 Prozent der Befragten bewerten die Amtsführung von
       Merkel gut, damit sackt die Zustimmung der Bürger um sieben Prozentpunkte
       ab. Der smarte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU)
       leidet offensichtlich unter der Affäre um das Bombardement in Afghanistan,
       dass ein deutscher Oberst befohlen hat. Guttenberg verliert in der
       Zustimmung zu seiner Person sogar 14 Punkte - und kommt nur noch auf 55
       Prozent.
       
       Vom Umfragetief Merkels und Guttenbergs profitiert besonders
       Arbeitsministerin Ursula von der Leyen. Die CDU-Politikerin, die zuletzt
       eine Lösung im Konflikt um die Beibehaltung der Jobcenter präsentierte,
       führt mit 56 Prozent (minus 2) die Liste der beliebtesten Parteipolitiker
       an. Vizekanzler Guido Westerwelle (FDP) büßt gegenüber dem Vormonat erneut
       zwei Punkte ein und belegt mit einer Zustimmung von 23 Prozent den letzten
       Platz unter den abgefragten Spitzenpolitikern. Den höchsten Zugewinn
       erzielt mit zehn Punkten Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP). Er kommt
       auf eine Zustimmung von 34 Prozent. Beliebter als alle Parteipolitiker ist
       unverändert Bundespräsident Horst Köhler, mit dessen Arbeit 73 Prozent der
       Bundesbürger zufrieden sind.
       
       Das Oppositionslager profitiert vom schwarz-gelben Tief - und legt in der
       Wählergunst zu. Eine rot-rot-grüne Koalition hätte nach den Antworten auf
       die Sonntagsfrage eine absolute Mehrheit. Die SPD kann im Vergleich zum
       Vormonat um drei Punkte auf 28 Prozent zulegen. Die Grünen liegen
       unverändert bei 14 Prozent, die Linkspartei gibt einen Punkt ab und kommt
       auf zehn Prozent.
       
       In der vergangenen Woche waren Politiker aus Union und FDP angesichts der
       dramatischen Staatsverschuldung von der Idee abgerückt, die Steuern schnell
       zu senken. Die Signale aus der Koalition, erst 2012 mit einer Steuerreform
       zu starten, betrachtet die große Mehrheit der Befragten skeptisch. Für den
       Fall, dass es im übernächsten Jahr noch finanziellen Spielraum geben
       sollte, wünschen nur zwölf Prozent der Deutschen Steuersenkungen. Knapp
       zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) meinen dagegen, für diesen Fall
       sollten mit dem Geld Schulden abgebaut werden. 23 Prozent plädieren dafür,
       mit dem Geld wichtige staatliche Aufgaben zu erfüllen. Gemessen an den
       Umfrageergebnissen kommt das Beharren der FDP auf Steuersenkungen bei der
       übergroßen Mehrheit schlecht an.
       
       Auch die von Schwarz-Gelb angestoßene Debatte um eine Aufweichung der
       Restlaufzeit der Atomkraftwerke stößt bei einer Mehrheit der Wähler nicht
       auf Resonanz. 65 Prozent halten den Ausstieg aus der Atomkraft für richtig,
       das ist ein Plus von drei Punkten. Für falsch halten ihn lediglich 33
       Prozent, ein Punkt weniger als vor einem Monat.
       
       1 Apr 2010
       
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