# taz.de -- Urteil wegen Korruption: Daimler zahlt $185 Millionen Strafe
       
       > Eine S-Klasse zum Geburtstag für turkmenischen Beamten, 41.000 Dollar für
       > eine indonesische Hochzeit: Weil solche Geschenke bei Daimler normal
       > waren, muss der Konzern nun Strafe zahlen.
       
 (IMG) Bild: Geld macht vieles einfacher.
       
       WASHINGTON afp | Das Ende der peinlichen Affäre um Schmiergeld und
       Geheimkonten bei Daimler kam in einem holzgetäfelten Gerichtssaal in
       Sichtweite des Washingtoner Kapitols. "Das war ein komplizierter Fall",
       seufzte Richter Richard Leon am Donnerstag zum Abschluss der Anhörung und
       hob zur Anschauung mit beiden Händen einen prall gefüllten Aktenordner mit
       Klageunterlagen in die Höhe.
       
       Den Stuttgarter Konzern verurteilte Leon zu einer Strafzahlung von 185
       Millionen Dollar an die US-Staatskasse. Daimler hatte sich ohne
       Einschränkung schuldig bekannt. Dem Konzern ging es vor allem darum, das
       unangenehme Thema so diskret wie möglich aus der Welt zu schaffen.
       
       Was die Ermittler in den Aktenstapeln für Richter Leon aufgelistet hatten,
       kratzt am Image des schwäbischen Musterkonzerns: Dutzende Millionen Euro
       sind demnach über dunkle Kanäle an Regierungsvertreter in 22 Staaten
       geflossen, um Aufträge für Daimler an Land zu ziehen. Mal sah die
       eigenwillige Exportförderung so aus, dass 4,1 Millionen Dollar für
       "Provisionen", "Geschenke" und Reisen an chinesische Beamte ausgezahlt
       wurden. Mal bekam ein Beamter in Turkmenistan eine S-Klasse-Limousine für
       300.000 Dollar als "Geburtstagsgeschenk" geliefert. Mal wurden
       "Hochzeitsgeschenke" für 41.000 Dollar in Indonesien verteilt.
       
       Die Geschenke waren für US-Staatsanwalt John Darden nichts anderes als
       illegale Bestechung. Bei der Anhörung vor Gericht illustrierte Darden die
       Bestechungspraxis mit einigen wenigen Fällen - unter ihnen die Zahlungen
       von mehr als drei Millionen Euro an kroatische Beamte, die einen Auftrag
       über 210 Feuerwehrautos zu vergeben hatten. Der Ankläger spricht von
       "erheblichen und weit verbreiteten Verletzungen" der
       Antikorruptionsgesetze.
       
       Ob das denn tatsächlich so gewesen sei, fragt Richter Leon die
       Beschuldigten. Mit einem kurzen "Ja" bestätigen die Daimler-Vertreter die
       Ausführungen und geben damit jenes Schuldbekenntnis ab, das Teil des Deals
       mit der Anklage war. Im Gegenzug für das Bekenntnis und die Strafzahlung an
       das US-Justizministerium und die Börsenaufsicht SEC verzichtet die Anklage
       nun auf einen Strafprozess.
       
       Ins Rollen gebracht hatte die Ermittlungen ein ehemaliger US-Mitarbeiter
       von DaimlerChrysler, der 2004 vor den Behörden in den USA ausgepackt hatte.
       Weil der deutsche Daimler-Konzern an der New Yorker Börse notiert ist,
       unterliegt er dem strengen US-Aktienrecht, das Bestechung im Ausland unter
       Strafe stellt. Einer noch schärferen Strafe entging Daimler, weil es nach
       Einschätzung der US-Ermittler jahrelang "exzellent" bei der Aufklärung
       mitgewirkt hatte und sich zu seiner Schmiergeldpraxis bekannte. Interne
       Ermittlungen hätten zur Entlassung von insgesamt 45 Managern geführt, heißt
       es in den Justizakten.
       
       "Das Unternehmen hat bei sich aufgeräumt", sagt Staatsanwalt Darden. "Es
       gab einen wirklichen Sinneswandel. Das verdient Anerkennung." Auch
       Vorstandschef Dieter Zetsche zeigt sich zufrieden. "Wir haben aus den
       Fehlern der Vergangenheit gelernt", erklärte er. Drei Jahre lang muss sich
       der Konzern nun von einem unabhängigen US-Kontrolleur auf die Finger
       schauen lassen. Mit der Strafe blieb die US-Justiz deutlich unter dem
       möglichen Maß. Der Münchner Siemens-Konzern etwa hatte 2008 für ähnliche
       Vergehen 800 Millionen Dollar an die USA zahlen musste.
       
       Branchenexperten sehen die Verfahren gegen die deutschen Konzerne als
       Warnsignal an Unternehmen weltweit. "Die US-Ermittler führen derzeit eine
       internationale Kampagne, um die Antikorruptionsgesetze der USA anzuwenden,
       wann immer und wo immer es möglich ist", urteilt der Washingtoner
       Wirtschaftsjurist Jacob Frenkel. "Die Botschaft der Ermittler lautet:
       Sobald es irgendeine Verbindung zu den USA gibt, wird geklagt."
       
       2 Apr 2010
       
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