# taz.de -- Fussball: Union kommt nicht richtig hoch
       
       > In der Rückrunde der 2. Bundesliga will es für Union einfach nicht
       > klappen: Gegen Karlsruhe holen die Berliner wieder nur ein Unentschieden.
       > Damit ist die Gefahr des Abstiegs nicht gebannt.
       
       Nach dem Abpfiff im Stadion an der Alten Försterei feierten die Fans des 1.
       FC Union unter den 12.670 Zuschauern ihre Elf wie nach jedem Auftritt mit
       La Ola. Doch am Ostersamstag nach dem mageren 1:1 gegen den Karlsruher SC,
       wirkte die Welle wie eine Dehnübung für die arg strapazierten
       Geduldsstränge der Fußball-Anhänger in Köpenick. "Geile Atmosphäre. Das hat
       richtig Spaß gemacht", urteilte Karlsruhes Trainer Markus Schupp nach der
       Zeremonie.
       
       Die Hausherren hingegen verfielen schnell in den altbekannten Frust. Wieder
       hatte es nicht geklappt mit dem erhofften Sieg im Endspurt der 2.
       Bundesliga, obwohl Torsten Mattuschka die Berliner bereits nach zehn
       Spielminuten durch einen - allerdings fragwürdigen - Handelfmeter in
       Führung brachte. Doch der Karlsruher Anton Fink, der schon in der vorigen
       Drittliga-Saison, damals noch im Unterhachinger Trikot, die Union-Abwehr
       neckte, glich nur fünf Minuten danach zum 1:1 aus. "Ein Tor aus dem
       Nichts", analysierte Union-Trainer Uwe Neuhaus.
       
       Es war der frühe Endstand in einer mittelmäßigen Partie, weil Union in den
       verbleibenden 75 Spielminuten durch die Stürmer Kenan Sahin und Karim
       Benyamina beste Chancen vergab. "Das Unentschieden ist ein bisschen wenig
       für uns. Aber wir werden uns jetzt nicht verrückt machen lassen", sagte
       Mattuschka.
       
       Ein bisschen verrückt ist es freilich schon, was der so stark in die Saison
       2009/2010 gestartete 1. FCU in der Rückrunde geboten hat. Seit nunmehr
       sieben Spieltagen wartet der Neuling aus Köpenick auf eine Dreipunkteernte,
       die ihn dicht an die ominöse 40-Punkte-Marke katapultieren würde, die
       relative Sicherheit vor dem Abstieg bietet. So aber zehren die Eisernen
       eigentlich nur noch von jenen 26 Punkten "Winterspeck" aus der Hinrunde,
       der manchen Stadiongänger in der Alten Försterei sogar vom Durchmarsch in
       die 1. Bundesliga hatte träumen lassen. "Keiner konnte erwarten, dass es
       mit einer solchen Euphorie wie in der Hinrunde weitergeht", kommentierte
       Union-Präsident Dirk Zingler den Leistungsabfall.
       
       Inzwischen steckt sein Club mit 37 Zählern auf dem Konto im hinteren
       Tabellen-Mittelfeld fest, mithin im noch nicht aller Abstiegssorgen
       entledigten Terrain. Zu allem Überfluss hat die Konkurrenz im
       Tabellenkeller in den vergangenen Wochen zu einem fulminanten Endspurt
       angesetzt. "Wir verkennen nicht die Situation: je weniger Spiele noch zu
       absolvieren sind, desto größer wird der Druck", sagte Neuhaus. Noch fünf
       Spieltage kommen, die Unioner haben mit Gegnern wie Kaiserslautern, FC St.
       Pauli oder Energie Cottbus im brisanten Ost-Derby nicht gerade die
       einfachsten Aufgaben vor sich.
       
       Neuhaus verbreitete nach dem Remis am Ostersamstag trotzig seine frohe
       Botschaft an die Fans: "Wir haben das Zeug, den letzten Dreier wo auch
       immer und wann auch immer zu holen." Dass die Eisernen tatsächlich noch
       ernsthaft in Abstiegsgefahr geraten könnten, scheint wenig wahrscheinlich
       angesichts der Spielstärke der Neuhaus-Elf. Vielleicht rührt die
       aufkommende Gewitterwarnung auch nur daher, dass die Vereinsführung derzeit
       mit Schönwetter-Meldungen aufwartet.
       
       Fast scheint es, als wäre der organisatorische Überbau in der Alten
       Försterei wesentlich weiter als die kickende Basis. So präsentierte
       Präsident Zingler im österlichen Vorfeld mit Ufa Sports einen namhaften
       Vermarktungspartner, der für zehn Jahre in Köpenick einsteigt, unabhängig
       von der Spielklasse. "Wir haben keine Rechte verkauft", betonte Zingler.
       Auch Vorkasse habe es nicht gegeben wie in der Branche sonst nicht
       unüblich. "Weil wir das für gefährlich erachten", gestand der Präsident.
       Gegen eine Provision solle der "Dienstleister Ufa" helfen, die Rechte des
       Clubs gewinnbringend zu vermarkten sowie neue Sponsoren in die Alte
       Försterei zu locken. Zinglers Ziel: "Wir wollen überregional wachsen."
       
       Trotz des sportlichen Aufstiegs in den letzten Jahren und
       öffentlichkeitswirksamer Aktionen wie dem Stadion-Umbau in der Alten
       Försterei durch die Union-Fans ist die wirtschaftliche Strahlkraft der
       Eisernen geografisch begrenzt. Ufa versprach Abhilfe. "Wir sind davon
       überzeugt, dass wir mit unsrem Know-how dazu beitragen können, dass der
       Verein seine selbst definierten Ziele erreichen kann", erklärte
       Geschäftsführer Robert Müller von Vultejus.
       
       Zingler machte keinen Hehl daraus, dass er Unions Zukunft in der Bundesliga
       sieht. So sollen zukünftige Einnahmen aus dem Ufa-Deal auch nicht in den
       projektierten Neubau der Haupttribüne fließen, sondern in die Mannschaft.
       "Die Umsätze gehen vor allem in den Sport. Wir werden uns nächsten Sommer
       erheblich verstärken."
       
       5 Apr 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Schulz
       
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