# taz.de -- Demonstranten bei Vattenfall: Anti-Atom-Kette durch die Innenstadt
       
       > Rund 2.000 Menschen protestieren gegen die geplante Laufzeitverlängerung
       > von Atomkraftwerken.
       
 (IMG) Bild: Protestbewegung ohne Nachwuchssorgen: Die Anti-Atom-Demonstranten vor der Konzern-Zentrale von Vattenfall in Berlin
       
       Gegen eine Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken haben sich am Samstag
       in Potsdam und Berlin Menschenketten formiert. Aufgerufen hatten in beiden
       Städten ein Bündnis von Parteien, Umweltverbänden, Gewerkschaften und
       kirchlichen Initiativen. In Berlin zählte die Polizei rund 2.000
       Teilnehmer, die Veranstalter sprachen von 1.500 Demonstranten. In Potsdam
       versammelten sich rund 120 Menschen.
       
       Die in 50 deutschen Städten organisierten Proteste bildeten den Auftakt für
       eine geplante "Kettenreaktion", bei der am 24. April Demonstranten eine
       Kette über 120 Kilometer bilden wollen. Sie soll die beiden Atomkraftwerke
       Krümmel und Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) über Hamburg miteinander
       verbinden. Die Proteste richten sich gegen die schwarz-gelbe
       Bundesregierung, die eine Verlängerung der AKW-Laufzeiten bis 2050
       anstrebt.
       
       Auf Transparenten und Spruchbändern erteilten die Demonstranten in Berlin
       dem Aufschub eine klare Absage. Zahlreiche Teilnehmer zeigten Plakate mit
       der traditionellen Parole "Atomkraft? Nein danke". Die Demonstranten
       bewegten sich am Mittag von der Zentrale des Energiekonzerns Vattenfall
       Europe in der Chausseestraße zur Repräsentanz des Versorgers RWE in der
       Friedrichstraße. Vattenfall ist Betreiber der Atomkraftwerke Brunsbüttel
       und Krümmel. Nach Polizeiangaben verlief der Protestzug friedlich.
       
       Prominente Unterstützung erhielt die Berliner Aktion von
       Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau und der Umweltministerin des Landes
       Brandenburg, Anita Tack (beide Linkspartei). Pau nannte den Kampf um den
       baldigen Ausstieg "eine ganz wichtige Zukunftsfrage". Es sei
       offensichtlich, dass die Bundesregierung sich nicht an die bestehenden
       Ausstiegsverträge halten wolle. Nach Ansicht des stellvertretenden
       Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Ulrich Kelber, zeigen die
       Menschenketten, dass die Verlängerung der Laufzeiten von der
       Bevölkerungsmehrheit nicht gewollt wird. Es dürfe daher keine Verlängerung
       geben.
       
       Nach Einschätzung von Thorben Becker, Atomexperte des Bundes für Umwelt und
       Naturschutz Deutschland (BUND), dienen längere AKW-Laufzeiten
       "ausschließlich den Profitinteressen der Atomstrom-Konzerne". Leidtragende
       seien die Bürger. Ein Weiterbetrieb alter AKW verschärfe das
       Sicherheitsrisiko, vergrößere den "Atommüllberg" und stehe dem Ausbau
       erneuerbarer Energien im Weg. Die Mehrheit der Bevölkerung wolle den
       Atomausstieg.
       
       Die Organisatoren kündigten in Berlin weitere Anti-Atom-Aktionen an. Neben
       der Kette in Norddeutschland werde am 24. April das hessische AKW Biblis
       "umzingelt", am Atommüll-Zwischenlager Ahaus in Nordrhein-Westfalen werde
       ebenfalls eine Demonstration stattfinden.
       
       In Potsdam versammelten sich am Samstagmittag laut Polizei rund 120
       Menschen. Die Kette startete am Nauener Tor in der Innenstadt und verlief
       bis zur Brandenburger Straße, wie Barbara-Sophie Hohenberg vom Potsdamer
       Anti-Atom-Bündnis sagte. Zu der Demonstration hatten das Anti-Atom-Bündnis,
       die Parteien SPD und Grüne sowie der BUND aufgerufen. ddp
       
       12 Apr 2010
       
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