# taz.de -- Putsch in Kirgisistan: Bakijew ist zum Rückzug bereit
       
       > Der flüchtige Präsident fordert freies Geleit für sich und seine Familie.
       > Das lehnt die provisorische Regierung ab. Mit einem "blutigen Dikator"
       > werde man nicht verhandeln.
       
 (IMG) Bild: Der gestürzte Präsident Bakijew auf Quasi-Abschiedstour unter Anhängern in seiner Heimatstadt Dschalalabad.
       
       DSCHALALABAD taz | Kurmanbek Bakijew gibt auf. Der kirgisische Präsident
       bot am Dienstagnachmittag in seinem Vaterhaus unweit des Stadtzentrums von
       Dschalalabad den Rücktritt an, wenn er und seine Familie freies Geleit
       zugesichert bekämen. Das jedoch lehnte die provisorischen Regierung ab. Man
       werde keine Verhandlungen mit dem "blutigen Diktator" führen, hiess es in
       Bischkek.
       
       Am Dienstagmorgen hatte Bakijew seine Anhänger noch zu einer
       Solidaritätskundgebung in die südkirgisische Stadt geführt. Das
       Verfassungsgericht in der kirgisischen Hauptstadt hob derweil die Immunität
       des in den Süden des Landes geflohenen Präsidenten auf. Der
       geschäftsführende Staatsanwalt Asimbek Beknasarow gab Bakijew den Dienstag
       Zeit, sich zu stellen. Anderenfalls werde ein Spezialtrupp ihn verhaften.
       
       Der Zorn der provisorischen Regierung in Bischkek richtet sich vor allem
       gegen den Bruder des Präsidenten, Schanisch Bakijew. Er soll als Chef der
       Staatsicherheit am 7. April den Schießbefehl auf die anstürmende Menge
       gegeben haben. Schanisch Bakijew ist mit dem Präsidenten in den Süden des
       Landes geflohen und weicht seither nicht von dessen Seite. Er gibt der
       Opposition die Schuld für das Blutbad, da diese als erste den
       Präsidentensitz in Bischkek beschossen hätte. "Es bedurfte daher keines
       Schießbefehls mehr", hatte Schanisch Bakijew in den letzten Tagen mehrmals
       gesagt.
       
       Die Kundgebung von Bakijews Anhängern in Dschalalabad glich schon einer
       Abschiedsveranstaltung. In aller Frühe bauten Kirgisen vor dem
       Gouverneurssitz Lautsprecheranlagen auf. Geschäfte in der nächsten Umgebung
       blieben geschlossen. Aber kaum mehr als 3000 Frauen und Männer versammelten
       sich auf dem Platz. Einige hielten Plakate hoch, die Bakijew als
       rechtmäßigen Präsidenten feierten und die provisorische Regierung in
       Bischkek für die Toten der Revolte verantwortlich machten.
       
       Von seinem Refugium, einem Viertel unweit vom Stadtzentrum Dschalalabads
       entfernt, fuhren Bakijew und sein Gefolge in Jeeps und Mercedessen vor. Er
       bahnte sich den Weg unter "Bakijew-Rufen" auf die Bühne und reckte die
       Hände in die Höhe.
       
       Nach einem Gebet zum Gedenken an die bei der Revolte Getöteten trat Bakijew
       ans Mikrofon. Die Rede glich eher einer Rechtfertigung als einer
       Kampfansage. Nur dreimal wurde er von Jubelrufen unterbrochen. Bakijew
       bestand auf seiner Präsidentschaft, machte deutlich, dass er nicht am
       Präsidentensessel klebe. "Ich bin nicht ohne Fehler, aber ich habe immer
       das Beste für Kirgistan gewollt", sagte er.
       
       Gegen Mittag verließen er und sein Tross die Demonstration. Die
       befürchteten Ausschreitungen blieben aus. "Bakijew hat keine Unterstützung
       im Volk", kommentierte der Bischkek treue Bürgermeister von Dschalalabad.
       Emil Mursachanow die Demonstration. Am Mittag waren auf der Straße von
       Dschalalabad nach Osch zum ersten Mal Panzerwagen der provisorischen
       Regierung zu sehen. Zudem haben die Polizei und Spezialeinheiten
       Checkpoints errichtet.
       
       14 Apr 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marcus Bensmann
       
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