# taz.de -- Hatebook statt Facebook: Hello, Sucker
       
       > Misanthrope Egozentrik statt sozialer Kompetenz: Hatebook parodiert
       > Facebook. Das "antisoziale" Onlinenetzwerk "trennt dich von allen Dingen,
       > die du hasst".
       
 (IMG) Bild: Jeder liebt es, zu hassen. Meint jedenfalls Hatebook.
       
       Schluss mit dem sozialen Kuschelkurs: Wer von Freunden und Freundesfreunden
       die Schnauze voll hat, wem vom netten Anstupsen schon die Fingerkuppen
       bluten, wer die Farm-Ville-Bewohner am liebsten auf dem Friedhof der
       Kuscheltiere verbuddeln würde, der geht zu [1][Hatebook.org]. Das
       "antisoziale" Netzwerk "trennt dich von allen Dingen, die du hasst".
       
       Seit 2007 kann man sich hier in Gemeinheit üben. Wer sich einloggt, bekommt
       gleich ein beleidigendes "Hello, Sucker" zugeworfen. Auf der eigenen
       Profilseite aber darf man dann den anderen mitteilen, warum man besser ist
       als sie ("Weil ich einem Hühnchen mit einem Ruck die Eingeweide
       herausrupfen kann"), und sich über alles auslassen, was einen gerade nervt
       (Familientreffen, Cellulite, Tauben). Auch wird man angestiftet, Lügen über
       sich und andere zu verbreiten, Feinde zu adden und Hasssippen beizutreten.
       
       Endlich eine Spielwiese für fiese Misanthropen und alle, die aus Prinzip
       "dagegen" sind? Na ja. Denn auch wenn Hatebook soziale Kompetenz durch
       lustige, größenwahnsinnige Egozentrik ersetzt, hat sich eigentlich nicht
       viel geändert. Das Interface gleicht verdächtig dem von Facebook, und auch
       die Anwendungen sind größtenteils stibitzt. Das gilt natürlich auch für
       sämtliche Social-Network-Portale, die auf der Facebook-Erfolgswelle
       mitsurfen wollen. Als Parodie muss aber auch Hatebook diese Ähnlichkeiten
       aufweisen, findet Dr. Christian Stegbauer vom Institut für Gesellschafts-
       und Politikanalyse der Goethe-Universität Frankfurt, da es sich ja in
       Abgrenzung zu Facebook definiert.
       
       Vor allem aber frönt man auch hier munter dem Web-2.0-Exhibitionismus. Man
       wird nicht nur auf Teufel komm raus darüber informiert, wer gerade wen
       verabscheut. Bei Hatebook sind sogar die sogenannten Junkmails öffentlich,
       was das Ausbrüten von echten Intrigen und hinterhältigen Komplotten leider
       unmöglich macht. Schließlich sei Streit auch eine Form von sozialer
       Beziehung, die auf Reziprozität beruht, meint Dr. Stegbauer.
       
       Als Vertreter einer neuen Konfliktkultur versagt Hatebook deswegen
       schändlich. Und das brave Facebook wiederum hat nicht umsonst die
       Applikation Enemybook ausgetüftelt, die wohlgesinnte User auf ähnliche
       Weise in niederträchtige Schufte verwandelt. So schließt sich dann auch der
       Feindeskreis.
       
       13 Apr 2010
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://hatebook.org/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alexandra Friedmann
       
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