# taz.de -- Bischof klagt gegen Facebook-Blödelei: Fang mich, Monseigneur!
       
       > In der Facebook-Gruppe „Nackt in einer Kirche hinter dem Bischof her
       > rennen“ wurde ein französischer Bischof verunglimpft. Der klagte
       > erfolgreich - Facebook muss die Schuldigen outen.
       
 (IMG) Bild: Und wehe dem, der was Böses postet!
       
       PARIS taz | „Nackt in einer Kirche hinter dem Bischof her rennen“ ("Courir
       nu dans une église en poursuivant l'Evèque") war in Frankreich drauf und
       dran, ein virtueller Massensport zu werden, hatte die Facebook-Gruppe mit
       diesem ulkigen Namen doch bereits mehr als 23.000 Fans und Freunde. Jetzt
       hat aber die weltliche Justiz diesem Scherz vorerst ein jähes Ende
       bereitet, denn Monseigneur Hervé Giraud, der Bischof von Soissons und Saint
       Quentin, versteht keinen Spaß.
       
       Er hat Klage gegen Facebook Frankreich eingereicht und von der 17. Kammer
       des Pariser Strafgerichts Recht bekommen. Facebook muss die Verunglimpfung
       des geistlichen Würdenträgers samt Foto des Bischofs und sämtlichen
       Kommentaren löschen - und außerdem die Namen der Urheber dieser
       Internetkampagne, mit der sich dieser beleidigt und entehrt fühlt, eruieren
       und dem Klagenden ausliefern. "Wozu?", fragt man sich spontan. Damit er sie
       zur Beichte vorladen kann? Für ihre verirrten Seelen beten?
       
       Die Mühlen der Justiz aber mahlen langsam, Facebook hat acht Tage Zeit, das
       Urteil auzuführen. Donnerstag Morgen war die [1][Facebook-Seite] mit dem
       Foto des lächelnden Bischofs immer noch zugänglich. Der hat darob gut
       Lachen, er bekommt laut Urteil 2000 Euro als Genugtuung, die er dann zur
       Sanierung seines angekratzten Images investieren kann. Und für jeden Tag,
       an dem die verbotene Fan-Gemeinde nach Ablauf der Acht-Tages-Frist weiter
       existiert, muss Facebook ihm laut Gerichtsentscheid weitere 550 Euro
       zahlen.
       
       Der Bischof versichert, ihm gehe es überhaupt nicht um seine Wenigkeit,
       sondern allein um die Kirche. Und die kann wohl solchen sexuellen
       Anspielungen derzeit bestimmt nicht ihren Segen geben oder beide Augen
       zudrücken, wenn da mit einem angeblich auf dem Internet kopierten Foto
       eines Bischofs Humbug betrieben wird. Da könnten ja schließlich wieder so
       böswillige Antiklerikaliker auf Gedanken kommen.
       
       Was zum Teufel aber sollte das Ganze eigentlich? Die einzig interessante
       Frage, die insgeheim alle bewegte, stellte einer explizit: „Was machen wir
       mit dem Bischof, wenn wir ihn fangen?“ Einige Mitglieder ließen sich
       ziemlich gehen, ihre Kommentare entbehrten jeglichen Niveaus. Und falls
       deren Bemerkungen tatsächlich gelöscht werden, wie dies das Gericht
       verlangt, wäre das wohl kein bedeutender Verlust für die Internetkultur.
       „Wir kreuzigen ihn kopfunter und kitzeln ihm mit einem toten Fötus die
       Eier“, schrieb eine Gruppenmitglied auf Facebook, wie auf eine
       Pissoir-Wand, als pubertären Kommentar.
       
       Warum ausgerechnet Monseigneur Hervé Giraud als Zielscheibe dieses
       grenzpubertären Sozialgruppenspiels auserkoren wurde, kann bisher übrigens
       niemand erklären.
       
       15 Apr 2010
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.facebook.com/pages/Courir-nu-dans-une-eglise-en-poursuivant-lEveque/242528122080
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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