# taz.de -- Anti-Atom-Protest: In vollen Zügen
       
       > Bahnen und Busse starten am Samstag zur Anti-Atom-Menschenkette in
       > Hamburg. Organisatoren warnen vor einer Überlastung des
       > Personennahverkehr und geben Tipps zur Anreise.
       
 (IMG) Bild: Wer zur Anti-Atom-Menschenkette per Regionalexpress will, sollte schon Freitag anreisen.
       
       Wenn sich mehrere zehntausend Menschen zu einer 120 Kilometer langen Kette
       aufreihen wollen, ist Koordination notwendig. Die Teilnehmer sollen sich
       schließlich nicht an der einen Stelle gegenseitig auf den Füßen
       herumstehen, während andernorts niemand demonstriert.
       
       Das Chaos könnte schon mit der Anreise losgehen, befürchtet
       Anti-Atom-Urgestein Jochen Stay: "Mir haben welche erzählt, dass sie am
       Sonnabend mit dem Semesterticket aus Göttingen anreisen wollen. Ganz
       schlechte Idee." Schon an "normalen" Wochenenden wären die
       Regionalexpresszüge in Richtung Hamburg überfüllt. Stay, der die Kette
       mitorganisiert, rät auch von einer Anreise mit dem Wochenendticket ab.
       "Wenn Regionalexpress, am besten schon Freitag anreisen." Weitere Tipps
       haben die Demo-Organisatoren auf ihrer Webseite zusammengestellt.
       
       Damit die Kette komplett wird, sind mindestens 24.000 Teilnehmer nötig,
       alle fünf Meter eine Person. "Die Leute sollen nicht nur Händchenhalten, da
       ist ja viel mehr geplant", erzählt Stay. "Bänder, Transparente, Solarmobile
       - das wird eine Aktions- und Menschenkette".
       
       Thorben Becker von der Umwelt-NGO BUND und ebenfalls im Organisationsteam
       spricht von einer "großen Herausforderung". Zwar gebe es Partnerschaften
       zwischen Landkreisen und den jeweiligen Streckenabschnitten - doch das
       wirklich aufgeht, wird sich erst am Tag der Kette selbst zeigen. Geplant
       ist, dass aus Hannover und Berlin Anreisende ins schleswig-holsteinische
       Elmshorn fahren, Aktivisten aus Bremen und Kiel nach Glückstadt.
       
       Diese und weitere Partnerschaften finden sich auf einer Übersichtskarte auf
       der Aktionswebseite. "Schleswig-Holstein ist besonders wichtig", warnt
       Jochen Stay. Er geht davon aus, dass die Hamburger Innenstadt am Aktionstag
       "überfüllt" sein wird - sorgt sich aber darum, ob wirklich ausreichend
       viele Aktivisten ins Umland fahren werden.
       
       Die Anreise mit einem der drei Sonderzüge aus München, Kassel und Berlin
       oder mit einem der über 180 Busse wäre zwar etwas teurer, "aber wesentlich
       sinnvoller", sagen die Organisatoren, da die Reisenden direkt zu ihrem
       Partner-Streckenabschnitt gebracht werden. Fahrkarten für die Sonderzüge
       sind nur noch bis Dienstag über die Anti-Atom-Gruppe Bonn erhältlich,
       Ansprechpartner Sven Brieger ist unter der Telefonnummer (02 28) 53 88 39
       88 zu erreichen.
       
       Busfahrkarten gibt es bei den jeweiligen Organisatoren vor Ort. Von wo aus
       Busse starten, erfahren Interessierte im auf der Webseite des Bündnisses
       unter www.anti-atom-kette.de - Anreise klicken und dann "Busse". Oder über
       das allgemeine Infotelefon unter (0 40) 3 91 06 29 29. Für Autofahrer wird
       an jedem Abschnitt ein großer Parkplatz ausgewiesen, von wo aus die
       Atomkraftgegner zu Fuß zur Menschenkette gelangen.
       
       Streckenposten im Abstand von etwa einem Kilometer sollen die logistisch
       anspruchsvolle Situation entschärfen. Am Sonnabend, den 24. April um 14.30
       Uhr soll sich die Kette dann schließen und eine halbe Stunde lang "ein
       eindrucksvolles Zeichen gegen die Atomenergie setzen", sagt Becker. Allen
       Akteuren gemeinsam ist die Forderung, dass die Laufzeiten der Reaktoren
       nicht verlängert werden, so wie es die Bundesregierung aktuell plant. Zudem
       sollen die beiden "Skandalmeiler" Krümmel und Brunsbüttel nicht wieder ans
       Netz gehen.
       
       Zahlreiche Künstler, Schauspieler und Schriftsteller wie Udo Lindenberg,
       Andrea Sawatzki und Günter Grass unterstützen die Aktion und rufen zur
       Teilnahme an der Menschenkette auf. Darunter auch der Musiker Jan Delay,
       der ab 15.30 Uhr auf der Bühne am AKW Brunsbüttel auftritt. Nach der
       Menschenkette geht es mit Abschlusskundgebungen und musikalischem Programm
       auch in Brokdorf, Glückstadt, Elmshorn, St. Pauli (Hafenstraße),
       Hamburg-Billstedt und am AKW Krümmel weiter.
       
       19 Apr 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Julia Henke
       
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