# taz.de -- Griechenlands Staatsverschuldung: Athen gibt sich geschlagen
       
       > Griechenland bittet EU und IWF um die Aktivierung der versprochenen
       > Hilfen, weil jede andere Finanzierung zu teuer wird. Schnappt damit jetzt
       > die Sparfalle zu?
       
 (IMG) Bild: Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou bittet EU und IWF offiziell um Hilfe.
       
       BERLIN taz | Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou hat
       aufgegeben. Am Freitag bat er die Regierungen der anderen EU-Staaten und
       den Internationalen Währungsfonds (IWF) offiziell um Hilfe. "Es ist
       zwingend erforderlich, dass wir um die Aktivierung des Rettungsmechanismus
       bitten", sagte er. Vertreter der EU-Kommission und der Europäischen
       Zentralbank wollen den Antrag jetzt prüfen und eine Empfehlung für die
       Euroländer ausarbeiten. Ende März hatten IWF und Euroländer bis zu 45
       Milliarden Euro in Aussicht gestellt, die sie zum Zinssatz von 5 Prozent an
       Griechenland verleihen wollen, 8,4 Milliarden Euro davon müsste die
       Bundesregierung übernehmen. "Es steht alles bereit", sagte ein Sprecher von
       EU-Währungskommissar Olli Rehn nun. Die Maschine rolle an.
       
       Kühl und effizient sollte das klingen und die Finanzmärkte endlich
       beruhigen. Denn zuletzt waren die Kurse griechischer Staatsanleihen wieder
       acht Tage in Folge gefallen. Ein vorläufiges Rekordtief erreichten sie am
       Donnerstag, als Athen beispielsweise für Kredite mit zweijähriger Laufzeit
       mehr als 10 Prozent Zinsen zahlen musste. Und auch die Prämien für
       Kreditausfallversicherungen stiegen binnen einem Tag um ein Drittel.
       
       Grund waren neue Spekulationen über einen Staatsbankrott: Die europäische
       Statistikbehörde Eurostat hatte bekannt gegeben, dass das aktuelle
       griechische Staatsdefizit statt der bislang offiziellen 12,7 schon 13,6
       Prozent beträgt. Daraufhin stufte die Ratingagentur Moodys die
       Kreditwürdigkeit des Landes noch weiter herab. Spätestens seitdem ist klar,
       dass es für Griechenland auch auf Dauer deutlich teurer ist, sich Geld an
       den Kapitalmärkten zu besorgen als bei den Europartnern.
       
       Das Grundproblem Griechenlands - die strukturellen Defizite im Haushalt und
       im Außenhandel - wird die Unterstützung allerdings nicht lösen. Im
       Gegenteil. Denn das Geld soll nur dann tatsächlich fließen, wenn die
       Athener Regierung noch mehr spart. Die genauen Sanierungsmaßnahmen für die
       nächsten beiden Jahre verhandelt sie seit Anfang der Woche mit dem IWF.
       "Diese Sparpolitik wird die griechische Ökonomie kaputt machen", warnt der
       Bremer Finanzwissenschaftler Rudolf Hickel im Gespräch mit der taz. "Ohne
       eine stärkere Wirtschaft hat Griechenland aber keine Chance, sich selbst
       aus der Krise herauszuarbeiten." Er fordert direkte Hilfen für griechische
       Unternehmen.
       
       Wenn der von außen diktierte Spardruck Griechenland auf diesem Weg doch
       noch in den Bankrott treibt, könnte sich auch die Rechnung der
       Bundesregierung als Luftbuchung erweisen: Derzeit geht sie davon aus, dass
       sich die Förderbank KfW, die das Geschäft abwickeln soll, die Milliarden
       für rund 3 Prozent Zinsen auf den Märkten besorgen kann. Athen müsste sie
       aber mit jährlich 5 Prozent zurückzahlen. Die Differenz könnte der
       Bundesfinanzminister als zusätzliche Einnahme verbuchen und sein Defizit
       verringern.
       
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       23 Apr 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Beate Willms
       
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