# taz.de -- Kommentar Alternativer Klimagipfel: Die Chance von Cochabamba
       
       > Noch lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob das Treffen von
       > Cochabamba einen qualitativen Sprung für die globalisierungskritische
       > Bewegung markiert, doch möglich wäre es.
       
 (IMG) Bild: CDU-Bundesumweltminister Norbert Röttgen sieht dem Klimagipfel in Bonn optimistisch entgegen.
       
       Seit dem Weltsozialforen in Belém 2009 und und dem Regionalforum vom
       vergangenen Januar in Porto Alegre zeichnen sich in Lateinamerika behutsam
       die Umrisse einer neuen ökosozialen Agenda ab. Noch lässt sich nicht mit
       Bestimmtheit sagen, ob das Treffen von Cochabamba einen qualitativen Sprung
       für die globalisierungskritische Bewegung markiert, doch möglich wäre es.
       
       Das Weltsozialforum legt großen Wert auf Horizontalität und verzichtet
       deshalb bewusst auf programmatische Abschlusserklärungen. Parallel dazu
       büßte es in den letzten Jahren deutlich an Stahlkraft ein. Unter dem
       Eindruck des alles andere als überraschenden Desasters der
       UN-Klimagespräche in Kopenhagen hat die bolivianische Regierung nun ein
       Gegenmodell ausprobiert: Seit Anfang Februar wurden die Erklärungen der 17
       Arbeitsgruppen in einem offenen, aber zugleich gelenkten Diskussionsprozess
       vorbereitet.
       
       Nun wurden sie in einer dreitägigen Intensivphase zu teilweise exzellenten
       Ergebnissen verfeinert, wobei die Basisgruppen offenbar trotz des
       Dirigismus der Linksregierungen von Bolivien und Venezuela die Oberhand
       behielten. Würden Morales und Chávez die Forderungen des “Abkommens der
       Völker” bei sich zu Hause umsetzen, käme das einer radikalen Abkehr von
       ihrem hochpragmatischen, wachstumsfixierten Staatskapitalismus gleich.
       
       Im Ölland Venezuela ist das am allerwenigsten zu erwarten, und Hugo Chávez
       hatte in Cochabamba auch nichts Neues dazu beizutragen. Evo Morales
       hingegen gab mit seinen fatalen Äußerungen zu Hühnchenfleisch und
       Genkartoffeln jenen eine Steilvorlage, die seinen Klimavorstoß am liebsten
       ignorieren würden.
       
       Die lateinamerikanische Linke muss nun die Impulse von Cochabamba
       aufgreifen und weiterspinnen. Und auch europäische Aktivisten könnten sich
       von den Debatten über die fatalen Auswirkungen des Emissionshandels oder
       die Naturrechte eine Scheibe abschneiden.
       
       23 Apr 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gerhard Dilger
       
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