# taz.de -- Großrazzia gegen Steuerbetrug: Verdacht auf Steuerhinterziehung
> Beim grenzüberschreitenden Handel mit Emissionszertifikaten soll in
> großem Stil Umsatzsteuer hinterzogen worden sein. Durchsucht wurde auch
> die Deutsche Bank.
(IMG) Bild: Über die Durchsuchung der Hauptverwaltung dürfte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nicht so erfreut sein.
Bundesweite Razzia gegen mutmaßliche Steuerbetrüger: Am Mittwoch haben über
1.000 Ermittler im Auftrag der Generalstaatsanwaltschaft über 230 Objekte
durchsucht, darunter die Hauptverwaltung der Deutschen Bank. Insgesamt
werde gegen 150 Beschuldigte in 50 Unternehmen wegen des Verdachts der
Steuerhinterziehung ermittelt, erklärte der Generalbundesanwalt in einer
ersten Stellungnahme.
Gegenstand des Ermittlungsverfahrens sind Fälle von
Umsatzsteuerhinterziehung im Zusammenhang mit dem Handel von
Emissionsrechten für Treibhausgase, die sich seit dem Frühjahr 2009 häufen.
Wie es in der Erklärung der Generalstaatsanwaltschaft heißt, werden die
Beschuldigten verdächtigt, über deutsche Gesellschaften Emissionsrechte von
ausländischen Unternehmen bezogen und dann "zum Zwecke der
Umsatzsteuerhinterziehung über eine Kette zwischengeschalteter
Gesellschaften weiterveräußert" zu haben; vornehmlich wieder ins Ausland.
Die bei solchen Geschäften üblicherweise fällige Umsatzsteuer sei von den
Beteiligten aber nie an den Fiskus abgeführt worden. Auch im europäischen
Ausland wurden Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht. Den Schaden, den
dieses "Umsatzsteuerkarussell" angerichtet haben soll, schätzt die
Generalstaatsanwaltschaft "nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen" auf
180 Millionen Euro. Entsprechende "Sicherungsmaßnahmen zur
Vermögensabschöpfung" wie Arreste und Pfändungen seien denn auch ergriffen
worden.
Ein Sprecher der Deutschen Bank bestätigte gegenüber der taz, dass die
Zentrale in der Frankfurter Innenstadt durchsucht wurde. Er legte aber Wert
auf die Feststellung, dass nicht die Bank selbst das Ziel der Polizei- und
Steuerbeamten gewesen sei; gesucht worden sei vielmehr nach Material über
bestimmte Kunden der Bank, die ins Visier der Ermittlungsbehörden geraten
seien. Der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft, der Leitende
Oberstaatsanwalt Günter Wittig, der "aus ermittlungstaktischen Gründen" die
Namen der beschuldigten Unternehmen und Personen nicht nennen wollte,
konnte oder wollte diese Angaben der Deutschen Bank allerdings weder
bestätigen noch dementieren.
Mitte April erst waren die Räumlichkeiten der kürzlich von der Deutschen
Bank erworbenen Privatbank Sal. Oppenheimer in Köln und in Frankfurt
durchsucht worden. Ermittelt wird gegen frühere Manager des Bankhauses
wegen des Verdachts der Untreue im Zusammenhang mit dubiosen
Kreditvergabepraktiken. Eine Sprecherin der Deutschen Bank erklärte, dass
ihr Haus die Ermittlungsarbeit der Behörden natürlich "voll unterstützen"
werde.
29 Apr 2010
## AUTOREN
(DIR) Klaus-Peter Klingelschmitt
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