# taz.de -- Kommentar Ölpest: Experimente am Planeten
> Die aktuelle Katastrophe zeigt, dass die Marktkräfte tatsächlich
> überhaupt keine Prävention für den Notfall geschaffen haben.
(IMG) Bild: Ein Schiff sammelt Öl.
In diesen Tagen heißt der Bösewicht BP. Angesichts der größten
Erdölkatastrophe der US-Geschichte ist das naheliegend. Doch BP ist nicht
allein. Die Erdölbranche ist global vernetzt. So gehörte die "Deepwater
Horizon"-Plattform, die im Golf von Mexiko explodiert ist, dem Schweizer
Konzern Transocean, der weltweit mehr als 100 Ölplattformen verleast. Und
so war das letzte Unternehmen, das Arbeiten an der Plattform durchgeführt
hat, bevor sie explodierte, der Konzern Halliburton, der ebenfalls weltweit
agiert.
Die Erdölbranche hat im letzten Jahrzehnt in Off-Shore-Plattformen
investiert, die immer weiter entfernt von den Küsten an immer tieferen
Bohrstellen, auf immer riskantere Art Erdöl aus dem Meeresboden holen. In
derselben Periode rüsteten die Staaten als die einzigen Institutionen, die
in der Lage wären, die große Industrie zu kontrollieren, ab. Es war die
Zeit, in der das Dogma galt: Die Märkte regulieren sich selbst am besten.
Die aktuelle Katastrophe zeigt, dass die Marktkräfte tatsächlich überhaupt
keine Prävention für den Notfall geschaffen haben. Alles, was BP jetzt tut,
geschieht nach dem Try-and-Error-Verfahren: Der "Deckel" über dem Loch, der
nicht hält; das ins Meer gesprühte Waschmittel, das das Öl binden soll und
möglicherweise ebenso giftig ist wie das Öl selbst; der Nachschubmangel an
schwimmenden Barrieren, die das Öl an der Oberfläche zurückhalten sollen -
all das sind Experimente an unserem Planeten. Und selbst in dieser extremen
Lage ist der Staat wenig sichtbar. Insofern erinnert das Geschehen im Golf
auf gespenstische Art an das, was mit den Subprime-Spekulationen bei den
Banken geschehen ist: Auch dort hatte sich der Staat aus seiner
Kontrollfunktion weitgehend zurückgezogen.
9 May 2010
## AUTOREN
(DIR) Dorothea Hahn
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