# taz.de -- Dschihadisten made in Germany: Terrorkolonie mit Kindern
       
       > Nach dem mutmaßlichem Tod des Islamisten Breininger ermittelt die
       > Bundesanwaltschaft gegen die "Deutschen Taliban Mudschahidin". Die haben
       > in Pakistan eine Kolonie gegründet.
       
 (IMG) Bild: Eric Breininger (mi.) tritt mit zwei anderen Dschihadisten in einem im Internet kursierenden Video auf - Terrordrohungen gegen Deutschland inklusive.
       
       BERLIN taz Lange waren sich die Sicherheitsbehörden nicht sicher, ob die
       Terrortruppe "Deutsche Taliban Mudschahidin" tatsächlich existiert oder ob
       es sich nur um ein bloßes Propagandalabel der Dschihadisten handelt. Doch
       nun hat die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe bestätigt, dass sie "im Umfeld"
       der Deutschen Taliban Mudschahidin ermittelt - und damit endgültig
       klargemacht, dass die Gruppierung existiert.
       
       Nach taz-Informationen aus Sicherheitskreisen befinden sich rund 15
       Dschihadisten aus Deutschland in der relativ neuen Terrortruppe im
       afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet, darunter auch Frauen und Kinder. Im
       September haben sich allein aus Berlin drei Paare auf den Weg in die
       pakistanische Bergregion Wasiristan gemacht, um sich der deutschen Kolonie
       anzuschließen. Der baden-württembergische Verfassungsschutz spricht von 200
       Islamisten, die in den vergangenen Jahren aus Deutschland ins
       afghanisch-pakistanische Grenzgebiet aufbrachen. Die Rede ist von einer
       "dritten Generation" nach den Attentätern vom 11. September 2001 und der
       Sauerlandgruppe.
       
       Die "Deutschen Taliban Mudschahidin" waren zum ersten Mal im Umfeld der
       Bundestagswahl 2009 in Erscheinung getreten, als sie in Videos vor
       Anschlägen in Deutschland warnten und dazu Bilder vom Brandenburger Tor
       einblendeten. Zuletzt war auch der aus dem Umfeld der Sauerlandgruppe
       stammende saarländische Konvertit Eric Breininger zu den Deutschen Taliban
       Mudschahidin gewechselt. Dies steht zumindest in seinen mutmaßlichen
       Memoiren, die posthum im Internet auftauchten und seinen Weg in den
       Heiligen Krieg beschrieben. Breininger sprach darin prahlerisch von der
       "ersten deutschen Dschihad-Gruppe der Welt".
       
       Die Sicherheitsbehörden halten das Dokument für echt, wohl haben aber
       weitere Personen daran mitgearbeitet. Auch an Breiningers Tod haben sie
       kaum mehr Zweifel, eine abschließende DNA-Analyse fehlt aber noch. Sorge
       macht den Behörden, wie weit die Memoiren des deutschen Dschihadisten über
       Foren verbreitet wurden. In Sicherheitskreisen fragt man sich: Entstehen
       irgendwo gar "Breininger-Lesezirkel"? Denn so krude die Beschreibungen des
       Saarländers sind, auf manche könnten sie eine gefährliche Faszination
       ausüben. In einem deutschsprachigen Dschihadforum werden schon Gedichte auf
       Breininger gehalten, dessen Kampfname "Abdulgaffar der Deutsche" war:
       "Abdulgaffar der Deutsche hat es uns vorgemacht", heißt es darin, er habe
       "die Pflicht und dessen Lohn erkannt". Wenige Zeilen später wird
       Deutschland mit Terroranschlägen gedroht.
       
       Wie viele aus Deutschland stammende Dschihadisten neben Breininger bei dem
       Gefecht Ende April in Nordwasiristan von pakistanischen Soldaten getötet
       wurden, ist unklar. Zunächst meldeten die Dschihadisten selbst den Tod
       Breiningers, zweier usbekischer Kampfgefährten und des in Niedersachsen
       geborenen Ahmet M., der Drohvideos für die Dschihadisten produzierte und
       als einer der wichtigsten Terrorwerber galt.
       
       Inzwischen ist in deutschen Sicherheitskreisen die Rede von bis zu einem
       Dutzend getöteter Gotteskrieger bei dem Gefecht in der letzten Aprilwoche.
       Darunter sollen mindestens zwei Berliner sein. Einer von ihnen ist ein
       21-Jähriger aus Reinickendorf, der erst vor einem halben Jahr in den
       Dschihad aufbrach - zusammen mit seiner schwangeren Frau.
       
       24 May 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Wolf Schmidt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA