# taz.de -- Kommentar Leerverkäufe: Symbol für Transparenz
> Schäubles Vorgehen gegen Leerverkäufe bleibt symbolisch, solange nicht
> alle großen Nationen mitziehen. Trotzdem ist es richtig – denn es
> markiert den Wunsch nach mehr Transparenz.
Die Spekulanten dürfen nichts mehr zu lachen haben in Deutschland: Diese
Kampfansage wollte Finanzminister Wolfgang Schäuble offenbar dringend
loswerden. Künftig sollen ungedeckte Leerverkäufe bei Euro-Staatsanleihen,
Aktien und gewissen Kreditausfallversicherungen (CDS) verboten sein.
Ungedeckte Leerverkäufe liegen dann vor, wenn ein Spekulant auf fallende
Kurse setzt, indem er ein Wertpapier verkauft, das er nicht besitzt - und
noch nicht einmal geliehen hat.
Schäubles geplantes Verbot klingt drakonisch – ist aber weitgehend
Symbolpolitik. Hämisch weisen Kritiker darauf hin, dass CDS kaum in
Deutschland, sondern vor allem in London und New York gehandelt würden.
Auch bei den Staatsanleihen ist ein Umweg leicht zu organisieren, weil sie
meist von Bank zu Bank verkauft werden. Zudem scheint die Historie für die
Schäuble-Kritiker zu sprechen: So hat die Finanzaufsicht Bafin bereits im
September 2008 den ungedeckten Leerverkauf von ausgewählten Finanzaktien
verboten - die Kurse von Commerzbank oder Deutscher Bank fielen aber
trotzdem. Das Verbot schien demnach langfristig kaum zu wirken.
Doch gerade dieses letzte Argument der Schäuble-Kritiker kann man auch
gegen sie wenden: Wenn ungedeckte Leerverkäufe letztlich kaum einen Effekt
auf den Finanzmärkten haben – wozu braucht man sie dann überhaupt?
Schließlich sind die Finanzmärkte ein öffentliches Gut. Ihr Zweck ist
nicht, einige Spekulanten mit vorübergehenden Kursmanipulationen reich zu
machen.
Ja, Schäuble betreibt Symbolpolitik, solange nicht alle großen Nationen
mitziehen. Trotzdem kann Symbolpolitik manchmal richtig sein. Sein Verbot
ungedeckter Leerverkäufe markiert einen sehr berechtigten Wunsch: nach mehr
Transparenz.
27 May 2010
## AUTOREN
(DIR) Ulrike Herrmann
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