# taz.de -- Naturkatastrophe im Golf von Mexiko: Ölpest nur zeitweise gestoppt
       
       > Erstmals seit der Explosion der BP-Ölplattform gibt es Hoffnung. Aber
       > noch sprudelt das Öl im Golf von Mexiko weiter.
       
 (IMG) Bild: Zehn Meilen von der mexikanischen Küste entfernt:Oberfläche des Golfs von Mexiko.
       
       Fünf Wochen nach der Explosion der BP-Ölplattform "Deepwater Horizon"
       kommen erste Erfolgsmeldungen - sowohl aus dem Golf von Mexiko als auch aus
       Washington D.C. In 1.500 Meter Tiefe unter der Meeresoberfläche sah es bei
       dem Versuch "Top Kill" am Donnerstagvormittag so aus, als könnte das
       Stopfen des Bohrlochs dieses Mal tatsächlich gelingen. Beinahe gleichzeitig
       kündigte das Weiße Haus in Washington drei Dinge an: ein sechsmonatiges
       Moratorium für neue Offshore-Bohrungen, ein Versuch, das Energie- und
       Klimagesetz zu beschleunigen, und eine Stippvisite von Präsident Barack
       Obama in dem ölverseuchten Gebiet am Freitag. Barack Obama will sich dabei
       etwas mehr Zeit für Gespräche mit den direkten Opfern der Katastrophe
       nehmen als beim ersten Besuch.
       
       Die Operation "Top Kill" besteht darin, mit hohem Druck Matsch und
       Bohrflüssigkeit in das Loch am Seeboden zu jagen. Am Donnerstag wagte ein
       Admiral der US-Küstenwache eine erste, leicht positive Bilanz. "Wir haben
       genug hineingepumpt, um das Öl und Gas zu stoppen", zitierte die Los
       Angeles Times den Einsatzleiter der Regierung, Admiral Thad Allen.
       Allerdings dementierte eine Sprecherin der Küstenwache die Erfolgsmeldung:
       Der Austritt von Öl und Gas aus dem Bohrloch sei lediglich zeitweise durch
       den Gegendruck des Schlamms, der in die Quelle gepumpt wurde, unterbrochen
       worden, erläuterte sie.
       
       Die US-Küstenwache hatte die nie in einer vergleichbaren Meerestiefe
       erprobte Technik "Top Kill" zusammen mit dem Mineralölkonzern BP
       vorbereitet. Sollte "Top Kill" gelingen, würde kein zusätzliches Öl mehr
       aus dem Bohrloch unter der explodierten "Deepwater Horizon" in den Golf
       strömen. Sollte die Operation misslingen, besteht hingegen die Gefahr, dass
       dabei das Loch am Meeresboden noch weiter aufreißt und noch größere
       Ölmengen in den Golf strömen. Der US-Chef von BP, Doug Suttle, bezifferte
       die Chancen von "Top Kill" mit "60 bis 70 Prozent".
       
       Angaben demokratischer Politiker in Washington zufolge wurde die bisherige
       Leiterin der Behörde zur Überwachung der Ölbohrungen entlassen. Elizabeth
       Birnbaum stand in der Kritik, die Ölindustrie nicht ausreichend zu
       kontrollieren.
       
       Ein sechsmonatiges Moratorium für neue Offshore-Ölbohrungen, das das Weiße
       Haus vorhat, betrifft Bohrungen vor der Küste von Virginia und Alaska.
       Unter anderem ist davon auch der Mineralölkonzern Shell betroffen. Er will
       in Alaska bohren. UmweltschützerInnen sind erleichtert über das Moratorium.
       
       Ein Entwurf für ein neues Energie- und Klimagesetz der USA lag bereits im
       März fertig vor. Demokratische und republikanische Abgeordnete hatten ihn
       gemeinsam vorbereitet. Um die Chancen zu vergrößern, damit er angenommen
       wird, hatten sie den Ausbau der Atomenergie wie eine Ausweitung der
       Offshore-Ölbohrungen in den Entwurf eingebaut.
       
       Der Gesetzentwurf landete jedoch wieder in der Versenkung, als der Staat
       Arizona ein umstrittenes Migrationsgesetz verabschiedete. Die demokratische
       Mehrheit reagierte - nicht zuletzt auf die Zwischenwahl im November, bei
       denen die Stimmen der Latino-Wähler entscheiden können -, indem sie in
       aller Eile die Verabschiedung eines liberaleren Einwanderungsgesetzes auf
       die Tagesordnung setzte - zulasten der Klimadebatte.
       
       Nun steht die Umweltfrage im Zentrum der Aufmerksamkeit. So will Obama die
       Sicherheitskontrollen und Umweltauflagen für Offshore-Bohrungen verstärken,
       allerdings ohne die Offshore-Bohrungen grundsätzlich infrage zu stellen.
       
       27 May 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dorothea Hahn
       
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