# taz.de -- Neue Bündnisse: Klimapolitik jenseits der UN
       
       > Neue Bündnisse in der Klimapolitik suchten Experten auf einer Konferenz
       > der Böll-Stiftung in Berlin. Einigkeit herrschte darüber, dass ein
       > rechtlich bindendes Abkommen in weiter Ferne liegt.
       
 (IMG) Bild: Appell des WWF im Dezember 2009 vor dem Reichstag.
       
       BERLIN taz | Vor Beginn der UN-Klimakonferenz in Bonn am Montag haben
       Experten aus den USA und Europa für neue Bündnisse und Vereinbarungen
       unabhängig von der UN geworben. "Wir müssen uns fragen, was wir tun können,
       auch wenn die anderen nichts tun", sagte die spanische Staatssekretärin für
       Klimawandel, Teresa Rodriguez, am Freitag auf einer Konferenz zur
       Transformation der Wirtschaft der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin.
       
       Der US-Klimaexperte Andrew Light vom Center for American Progress forderte
       die "Unterstützung des UN-Prozesses" durch andere Mechanismen und Foren,
       wie zum Beispiel Verhandlungen zwischen den 17 größten
       Treibhausgasemittenten oder sektorspezifische Vereinbarungen. Würden
       verbindliche Quoten für erneuerbare Energien, Energieeffizienz,
       Umweltschutz und Landwirtschaft festgelegt, könnten unabhängig von der
       UN-Diplomatie rund 75 Prozent der für 2050 vereinbarten Ziele erreicht
       werden. "Die Physik spielt für uns", sagte Light.
       
       Die Ölpest im Golf von Mexiko helfe den Befürwortern des Klimaschutzes. Die
       Energiegesetze könnten nach diesem Unglück nicht unverändert bleiben, sagte
       Light. Auch die Diskussion über ein US-Klimaschutzgesetz im US-Senat werde
       durch das Unglück im Sinne der Obama-Administration beeinflusst.
       
       Einigkeit herrschte auf dem Eröffnungspodium der Konferenz, auf der auch am
       Samstag noch über Möglichkeiten eines Green New Deal diskutiert wird,
       darüber, dass von den UN-Klimakonferenzen in Bonn und im Dezember in Cancun
       kein rechtlich bindendes Klimaschutzabkommen zu erwarten ist. Europa könne
       sich aber auch gar nicht leisten, auf ein solches zu warten, sagte die
       Grünen-Politikerin Renate Künast. Gegenwärtig werde in Europa über die
       Verteilung der Finanzen in der Agrar- und Forschungspolitik des kommenden
       Jahrzehnts entschieden. Beide Bereiche seien für die europäische
       Klimaschutzpolitik, aber auch für eine nachhaltige Wirtschaft bedeutend.
       Rodriguez bestätigte dies. Jetzt müsse gefragt werden, wie viel Europa "in
       sich selber" investieren wolle.
       
       Trotz der Skepsis gegenüber der UN-Klimadiplomatie bewertete US-Experte
       Light den Kopenhagener Minimalkonsens auch positiv. "Das Dokument haben
       mittlerweile 120 Ländern angenommen, 78 haben sich auf Reduktionsziele
       festgelegt." Damit könnte das für 2050 gesetzte Ziel der Halbierung des
       Treibhausgasausstoßes zu zwei Dritteln erreicht werden.
       
       28 May 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stephan Kosch
       
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