# taz.de -- Filesharingdebatte in Großbritannien: Provider als "Piraten"-Stasi
       
       > Geht es nach der britischen Regulierungsbehörde Ofcom, müssen künftig die
       > größten Netzanbieter des Landes das Verhalten mutmaßlicher
       > Urheberrechtsverletzer speichern.
       
 (IMG) Bild: Die britische Regulierungsbehörde lässt dunkle Wolken für Filesharer am Horizont aufziehen.
       
       Das Klima für Netznutzer auf den britischen Inseln wird rauer: Nach der
       Ankündigung von Online-Sperren für Dateitauscher in Irland will nun auch
       Großbritannien radikaler gegen Urheberrechtsverletzer im Internet vorgehen.
       Der neue Plan wird von der Telekommunikationsregulierungsbehörde Ofcom
       vorangetrieben und sieht das Führen sogenannter Piratenlisten vor.
       
       Diese Datenbanken sollen künftig bei den größten Providern des Landes
       angelegt werden und die Namen von Personen enthalten, die an
       Copyright-Übertretungen teilnehmen. Die Musik- und Film-Industrie soll dann
       Informationen von diesen Listen anfordern können, um Mehrfach-Dateitauscher
       gegebenenfalls rechtlich verfolgen zu können. Wie schon beim irischen
       "Three Strikes"-Modell, das erst nach dreimaliger Abmahnung Maßnahmen
       einleitet, soll in Großbritannien ebenfalls zunächst brieflich gewarnt
       werden.
       
       Laut Ofcom soll diese Nachricht "einfach zu verstehende Informationen zur
       Natur der Vorwürfe" enthalten. Neben der Möglichkeit, sich mit
       Gegenbeweisen zu wehren, will man dem User auch die Chance einräumen, zu
       überprüfen, ob das eigene Netzwerk nicht von Dritten "entführt" wurde. Die
       neue Regelung soll ab Frühjahr 2011 in Kraft treten und ist Teil des
       umstrittenen Gesetzeswerkes "Digital Economy Act", das von der inzwischen
       abgetretenen Labor-Regierung unter Gordon Brown entwickelt wurde.
       
       Noch ist unklar, wie Provider erfahren sollen, dass Kunden an
       Urheberrechtsverletzungen teilhaben. Kommen diese Hinweise nicht von
       Dritten wie den Anwälten der Medienindustrie, müssten die Netzanbieter zu
       Schnüffelinstanzen werden und entsprechenden "illegalen" Datenverkehr
       herausfiltern, um solche Listen überhaupt führen zu können. Klar ist
       bereits, dass zumindest am Anfang nur die größten Provider des Landes
       betroffen sein sollen; etwas später werden auch kleinere Anbieter und
       vermutlich auch Mobilfunkfirmen mitziehen müssen, hieß es von der Ofcom.
       Netzbürgerrechtler kritisierten die Pläne.
       
       31 May 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
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