# taz.de -- Generationswechsel: Konservativer Modernisierer
       
       > CDU-Landeschef David McAllister soll Nachfolger des niedersächsischen
       > Ministerpräsidenten Christian Wulff werden. Der Deutsch-Schotte pflegt
       > ein Image als Hardliner, verschließt sich aber nicht der
       > gesellschaftlichen Entwicklung.
       
 (IMG) Bild: Darf bald selbst lenken: David McAllister bei der Ablösung von Christian Wulff als CDU-Landeschef 2008.
       
       Der nächste Ministerpräsident Niedersachsens könnte David McAllister
       heißen. Die CDU-Landtagsfraktion hat ihren Vorsitzenden als Nachfolger von
       Christian Wulff in dem Amt nominiert. Die Fraktion habe für den Fall, dass
       Christian Wulff Bundespräsident werde, einstimmig beschlossen, McAllister
       zum Ministerpräsidenten zu wählen, sagte Fraktionsgeschäftsführer Björn
       Thümler am Montag in Hannover. Am Freitag hatte bereits der
       CDU-Landesvorstand für McAllister als Wulff-Nachfolger votiert.
       
       CDU-Landes- und Fraktionschef McAllister versicherte, man werde jetzt die
       Bundesversammlung am 30. Juni abwarten. Falls Wulff zum Bundespräsidenten
       gewählt werde, finde am 1. Juli eine Landtagssondersitzung statt. "Ich
       würde mich in diesem Fall auch einer Wahl zum Ministerpräsidenten stellen",
       sagte er.
       
       Falls Wulff zum Bundespräsidenten und er selbst zum Ministerpräsidenten
       gewählt werde, solle Björn Thümler sein Nachfolger als Vorsitzender der
       CDU-Landtagsfraktion werden, sagte McAllister. Wulff solle bis zur
       Bundesversammlung im Amt bleiben, schlug der CDU-Politiker vor. "Ein
       vorzeitiger Rücktritt, wäre ein Signal, dass man das Votum der
       Bundesversammlung nicht abwarten kann", warnte er.
       
       Sollte McAllister gewählt werden, wäre er mit seinen 39 Jahren der Jüngste
       unter den Ministerpräsidenten. Sein Aufstieg ist etwas für Leute, die
       Rhythmen mögen: 1988 der CDU beigetreten, zehn Jahre später in den Landtag
       gewählt, weitere zehn Jahre später zum Landesvorsitzenden erkoren - man
       fragt sich unwillkürlich, wo dieser Mann in weiteren zehn Jahren angekommen
       sein wird. Im Bundesvorsitz? Oder gar im Bundeskanzleramt, wie eine
       schottische Zeitung nicht ohne Nationalstolz spekulierte.
       
       McAllister gilt als großes politisches Talent. Er kann es an
       Schlagfertigkeit mit dem SPD-Bundesvorsitzenden Sigmar Gabriel aufnehmen,
       seinem zeitweiligen Gegenspieler auf SPD-Seite im Landtag - was etwas
       heißen will. In der Zusammenarbeit mit Wulff fiel ihm die Rolle des
       Wadenbeißers zu: Wulff konnte den Landesvater spielen, während McAllister
       nach Kräften die Opposition vorführen sollte. Das gelang ihm so gut, dass
       er vor zwei Jahren mit einer SED-Mehrheit als Nachfolger Wulffs zum
       CDU-Landesvorsitzenden gewählt wurde: 98,9 Prozent. Franz-Josef Strauß habe
       einmal 99 Prozent geschafft, ließ er darauf angesprochen wissen.
       
       McAllister gilt als bodenständig und konservativ. Der Familientradition
       folgend, und vielleicht auch weil es ihm Farbe verleiht, hat er 2003 im
       Kilt geheiratet. Er marschiert bei den Umzügen des Schützenvereins mit und
       hält, schon aus politischem Selbsterhaltungskalkül, engen Kontakt mit
       seinem Heimatwahlkreis Hadeln/Wesermünde. Das hat ihm sein Entdecker, der
       pensionierte Landrat von Cuxhaven, Martin Döscher, geraten.
       
       Weil ihn die Leute hinterm Deich gewählt haben, opponiert McAllister gegen
       eine weitere Elbvertiefung: Natürlich arbeiteten auch viele Niedersachsen
       im Hamburger Hafen. Eine bequeme Zufahrt nach Hamburg für immer größere
       Containerschiffe dürfe jedoch nicht die Deiche gefährden. McAllister
       bezeichnet sich selbst als konservativ und stellt sich in die Tradition so
       unterschiedlicher PolitikerInnen wie Ronald Reagan, Margaret Thatcher und
       Helmut Kohl. Er tritt für Studiengebühren ein und für eine moderate
       Verlängerung der Laufzeiten bei den Atomkraftwerken.
       
       Zugleich glaubt er, dass sich die CDU gesellschaftlichen Entwicklungen
       nicht verschließen darf: Er hat sich dafür eingesetzt, die CDU für
       AusländerInnen zu öffnen und findet, dass gleichgeschlechtliche
       Lebenspartnerschaften möglich sein sollen. Er unterstützt die
       Familienpolitik seiner Parteikollegin Ursula von der Leyen und hat den
       Klimawandel zur "zentralen politischen Herausforderung unserer Zeit"
       erklärt. Die Erhaltung der Lebensgrundlagen, formulierte die Fraktion unter
       seiner Führung, sei "eine wertkonservative Aufgabe".
       
       7 Jun 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gernot Knödler
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA