# taz.de -- Eigene Kurz-URL: Twitter ärgert Drittanbieter
> Twitter versucht immer mehr der Angebote von Drittanbietern an sich zu
> reißen. Erst die Werbung, jetzt die URL-Kürzer. Bit.ly und Co. werden die
> Leidtragenden sein.
(IMG) Bild: Auf die Länge kommt's an! Twitter sorgt für kürzere Links.
Twitter hat freien Programmierern und Softwarefirmen viel zu verdanken: Die
sorgten in den letzten Jahren dafür, dass mehr oder weniger große Lücken im
Angebot des populären Kurznachrichtendienstes schnell geschlossen wurden.
Egal ob ein zu Twitter passender Bilderdienst ("Twitpic"), die Möglichkeit,
Twitter zur Firmenkommunikation zu nutzen ("Cotweet") oder die schnelle
Suche in all den 140-Zeichen-Botschaften ("Summize"). Keiner dieser
Services wurde von dem kalifornischen Unternehmen zunächst selbst
implementiert, sondern dank offener Schnittstellen (APIs) freiwillig von
Dritten übernommen.
Mittlerweile ist Twitter jedoch zu einem "richtigen" Unternehmen mutiert:
Dank Millioneninvestments konnte die Firma, der es nach wie vor an größeren
Umsätzen mangelt, ihre Mannschaft auf über 140 Mitarbeiter ausbauen.
Gleichzeitig scheint die Firma in den letzten Monaten Appetit darauf
bekommen zu haben, ihr Angebot zu zentralisieren: Schritt für Schritt
übernimmt Twitter Aufgaben, die bislang Drittanbieter erfüllten und in die
selbst zuletzt massiv von Risikokapitalisten investiert wurde. Twitters
Begründung: Die Nutzer erwarteten dies.
Die jüngsten beiden Entwicklungen sorgten für eine Schockwelle in der
Twitter-Szene: So übernahm der Kommunikationsdienst vor wenigen Monaten die
populärste Twitter-Software für das iPhone, um sie zum "offiziellen
Twitter-Programm" zu machen. Etwas später entschied man sich, künftig die
gesamte Werbevermarktung in Twitter-Strömen selbst zu übernehmen, weil dort
das eigentliche Geld sitzt. Spezielle Reklamedienste haben das Nachsehen
und müssen ihr Geschäftsmodell überdenken.
Nun kommt der nächste Schlag: Wie Twitter am Dienstag in seinem Firmenblog
ankündigte, will man jetzt auch das Geschäft der so genannten URL-Verkürzer
übernehmen. Anbieter wie "TinyURL" oder "Bit.ly" waren bislang nötig, weil
lange Internet-Adressen in den 140-Zeichen-Botschaften nur schwer
unterzubringen waren.
Die Firmen, die diese Dienste anbieten, konnten wiederum Geld mit Werbung
in ihrem Angebot verdienen oder mit den dabei anfallenden Klickstatistiken
ein Geschäftsmodell aufbauen. So sammelte der Anbieter bit.ly bereits in
der ersten Investmentrunde 2009 zwei Millionen Dollar Kapital ein.
Diesem Business droht nun das Aus. "t.co" heißt Twitters eigener
URL-Verkürzer, der künftig direkt in das Angebot des
Kurznachrichtendienstes eingebaut wird. Die erstaunlich fadenscheinige
Begründung: "Wie wird schon bei unserer Entwicklerkonferenz im April gesagt
haben, gibt es derzeit keinen automatischen Weg, per Twitter geteilte Links
zu verkürzen." Das mag zwar für Twitters Website gelten – doch in vielen
Twitter-Programmen wie "Tweetdeck" stecken seit Jahren Bit.ly und Co.
Das viel gelesene Web 2.0-Weblog "Techcrunch" kommentierte denn auch
treffsicher: "Das ist ein direkter Angriff auf Bit.ly." Twitter will t.co
in den nächsten Wochen auf seiner Entwicklerplattform implementieren und
dann bald allen Nutzern vorlegen.
9 Jun 2010
## AUTOREN
(DIR) Ben Schwan
## ARTIKEL ZUM THEMA