# taz.de -- Deutsche Polizisten bei der WM: Die Fans im Auge behalten
> Mehr als 1.000 "Gefährder" hat die deutsche Polizei vor der WM besucht.
> Und nach Südafrika ein Team von "szenekundigen Spottern" geschickt, das
> die deutschen Fans beobachtet.
(IMG) Bild: Nicht alle deutschen Fans stehen unter deutscher Polizeiaufsicht.
Wenn die deutsche Mannschaft im südafrikanischen Durban am Sonntag ihr
erstes Spiel der Fußball-WM bestreitet, werden auch fünf "Spotter" der
deutschen Polizei vor Ort sein und die Fans im Auge behalten. Neben den
"szenekundigen Beamten" sind sechs weitere Beamte von Bundeskriminalamt und
den Länderpolizeien in Südafrika. Diese Details zum Einsatz der deutschen
Behörden während der WM geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums
auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion hervor.
Demnach hat es im Vorfeld der WM in Deutschland 1083 sogenannte
"Gefährderansprachen" gegeben, 344 weitere sind geplant. Dabei werden
üblicherweise Personen, von denen die Behörden Gewalttaten befürchten -
etwa bei Public-Viewing-Veranstaltungen - besucht oder schriftlich darauf
aufmerksam gemacht, dass die Polizei sie im Blick hat. "Fast noch besser
als die deutsche Nationalmannschaft haben sich offenbar die deutschen
Sicherheitsbehörden auf die WM vorbereitet", sagte der
Linkenbundestagsabgeordnete Jan Korte der taz.
Laut Regierung sind in der Datei "Gewalttäter Sport" zur Zeit die Daten von
circa 12.000 Personen gespeichert, Mitte 2009 waren es noch 11.245. "Die
unglaubliche Datensammelwut der Behörden steht in keinem Verhältnis mehr",
sagte Korte. Die auch als Hooligan-Datei bekannte Sammlung ist
hochumstritten. An diesem Mittwoch hätte das Bundesverwaltungsgericht sie
wohl gekippt, wäre nicht just am selben Tag noch eine Verordnung des
Innenministeriums in Kraft getreten, die ihr die nötige Rechtsgrundlage
gibt.
Indirekt räumt das Bundesinnenministerium in ihrer Antwort ein, dass es "im
Einzelfall" auch zu einer Übermittlung der Daten aus der Hooligan-Datei an
südafrikanische Behörden kommen kann. "Eine Übermittlung von Daten an
ausländische Polizeibehörden erfolgt nur auf schriftliche Anforderung des
jeweiligen Staates, der die Daten nutzen möchte", heißt es dort. Eine
"standardisierte Übermittlung an südafrikanische Behörden" finde aber nicht
statt.
Es sei auch möglich, die Ausreise nach Südafrika zu untersagen, so das
Innenministerium. "Die Entscheidung über die Untersagung der Ausreise
deutscher Staatsangehöriger wird einzelfallbezogen getroffen", heißt es.
Allein ein Eintrag in der Hooligan-Datei reiche für einen Ausreisestopp
aber nicht aus.
Insgesamt erwartet das Innenministerium aber keine nennenswerte Zahl von
gewaltbereiten Fans, die aus Deutschland nach Südafrika reisen. "Das
Interesse der deutschen Problemfanszene an einem Besuch der
Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika ist gering", heißt es.
Trotzdem werden an den jeweiligen Spielorten der deutschen
Nationalmannschaft die "Spotter" der Polizei im Einsatz sein. Auch
Frankreich, Italien und Spanien haben solche Beamten im Einsatz. Drei
deutsche Polizeibeamte werden zudem im internationalen
Polizeikooperationszentrum in Pretoria sitzen. Dies ist dem National Joint
Operation Centre beigeordnet, das alle Sicherheitsmaßnahmen zur WM
koordiniert. Neben der südafrikanischen Polizei sind dort auch das Militär
und die Geheimdienste vertreten.
Die Kosten der deutschen Polizeidelegation trägt Südafrika - bis auf die
An- und Abreise. Wie teuer der Einsatz wird, kann das Innenministerium noch
nicht sagen: "Da das Abreisedatum vom Abschneiden der deutschen
Nationalmannschaft im Turnierverlauf abhängig ist, können die Gesamtkosten
noch nicht abschließend beziffert werden."
11 Jun 2010
## AUTOREN
(DIR) Wolf Schmidt
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