# taz.de -- Unruhen verschärfen sich: Dutzende Tote in Kirgistan
       
       > Plünderungen, knappe Nahrungsmittel, mehr als 1000 Verletzte: Die Unruhen
       > in dem zentralasiatischen Land Kirgistan weiten sich aus. Erneut wurden
       > Gebäude in Brand gesetzt.
       
 (IMG) Bild: Niedergebranntes Gebäude in Kirgistan: Ausschnitt aus dem russischem TV-Sender NTV vom 11. Juni.
       
       OSCH/ MOSKAU dpa | Wegen der andauernden Unruhen im Süden von Kirgistan
       gerät die Lage in dem zentralasiatischen Land zunehmend außer Kontrolle.
       Trotz Ausgangssperre setzten vermummte Jugendliche in der Stadt Osch auch
       am Sonntag erneut Gebäude in Brand. Die Lage nach den neuen gewaltsamen
       ethnischen Auseinandersetzungen zwischen Kirgisen und Usbeken war weiter
       unübersichtlich, wie kirgisische Medien meldeten. Der Konflikt hatte sich
       zuletzt auch auf Dschalal-Abad und andere Orte ausgeweitet.
       
       Seit Donnerstag kamen bei den Straßenschlachten nach offiziellen Angaben
       mehr als 80 Menschen ums Leben. Mehr als 1000 weitere wurden verletzt. Das
       Hochgebirgsland an der Grenze zu China kommt seit dem Sturz des autoritären
       Präsidenten Kurmanbek Bakijew Anfang April nicht zur Ruhe.
       
       Das Militär errichtete nach Verhängung des Ausnahmezustandes in Osch und
       Dschalal-Abad zahlreiche Posten mit Soldaten. Tausende usbekische
       Flüchtlinge versuchten, die Grenze zu ihrem benachbarten Heimatland zu
       überqueren. Die kirgisische Übergangsregierung bat Russland erneut um
       militärischen Beistand und Ausrüstung, um die Lage unter Kontrolle zu
       bekommen. Moskau hatte dies am Samstag zunächst abgelehnt.
       
       Die Behörden begannen damit, Verletzte aus der Region auszufliegen. Auch in
       Moskau landete ein Rettungsflugzeug mit Schwerverletzten aus Osch.
       Beobachter sprachen von einer "humanitären Katastrophe" und Zuständen wie
       im Krieg. Es drohe eine Hungerkatastrophe. Geschäfte seien geplündert und
       das Gas abgeschaltet worden.
       
       Beobachter machen Anhänger des gestürzten Präsidenten Bakijew für das
       Blutvergießen verantwortlich. Die Unruhe-Region ist die Heimat von Bakijew,
       der nach einem Volksaufstand mit vielen Toten in Weißrussland Asyl erhalten
       hatte.
       
       Bakijew warf der Übergangsregierung Unfähigkeit vor. "Heute steht die
       kirgisische Republik am Rande ihres Zusammenbruchs. Es sterben Menschen,
       und niemand von den derzeitigen Machthabern ist in der Lage, ihr Leben zu
       schützen", sagte Bakijew am Sonntag nach Angaben der Agentur Interfax.
       
       Zugleich wies der Ex-Präsident Vorwürfe der Interimsführung zurück, er und
       sein Clan hätten die ethnischen Auseinandersetzungen zwischen Kirgisen und
       Usbeken entfacht. "Das ist eine Lüge", sagte Bakijew in Minsk.
       
       13 Jun 2010
       
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