# taz.de -- Öffentlicher Personenverkehr: Schwarzfahren für alle
       
       > "Berlin fährt frei" will Umsonstfahren in Bus und Bahn für alle
       > durchsetzen
       
 (IMG) Bild: Bald kostenlos? Tram in Berlin
       
       Berlin soll die erste Großstadt werden, in der alle Bürgerinnen und Bürger
       S-Bahn, U-Bahn, Busse und Tram ohne Fahrschein nutzen können. Dieses Ziel
       hat sich ein Bündnis aus Berliner Sozialforum, Umwelt- und
       sozialpolitischen Initiativen mit der Kampagne "Berlin fährt frei" gesetzt.
       Die Forderungen scheinen angesichts der regelmäßigen Preiserhöhungen beim
       öffentlichen Nahverkehr in Berlin utopisch. Dabei kann man in diversen
       Städten schon lange ohne Ticket den Nahverkehr nutzen, Hasselt in Belgien
       gehört dazu wie Templin in Brandenburg.
       
       Sigrid Graumann hält ein solches Modell auch in einer Metropole wie Berlin
       für realisierbar. Die Sozialwissenschaftlerin und Aktivistin des Berliner
       Sozialforums sieht den besonderen Stellenwert der Nulltarifkampagne in der
       Verknüpfung von umwelt- und sozialpolitischen Forderungen. "Mobilität ist
       ein soziales Recht, das allen einkommensunabhängig zustehen muss. Berlin
       kann zudem seinen versprochenen Beitrag zum Klimaschutz nur leisten, wenn
       viele Autofahrer auf den ÖPNV umsteigen", betont Graumann. Studien aus
       Städten mit praktiziertem Nulltarif im Nahverkehr zeigten, dass dort die
       Zahl der AutofahrerInnen zugunsten der ÖPNV-NutzerInnen zurückgehe. Auch in
       Berlin sei nach der Einführung des Sozialtickets die Nutzung des
       Nahverkehrs sprunghaft angestiegen. Daraus werde deutlich, dass die hohen
       Preise eine große Hürde bei der Nutzung von Bussen und Bahnen sind.
       
       Auch das Argument der leeren Kassen halten die Freifahrt-AktivistInnen für
       nicht stichhaltig. Natürlich müsse der ticketfreie Nahverkehr
       gegenfinanziert werden. Doch ein Umstieg auf eine umweltfreundliche und
       ressourcensparende Verkehrspolitik werde auf längere Sicht zu
       Kosteneinsparungen führen, heißt es auf der Homepage der Initiative. Dort
       wird vorgerechnet, dass das Land Berlin seit 1991 umgerechnet rund 3
       Milliarden Euro für Straßenbau, Straßenunterhaltung und Straßenbeleuchtung
       ausgegeben, aber nur umgerechnet 1,9 Milliarden Euro an Kraftfahrzeugsteuer
       eingenommen hat.
       
       14 Jun 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Nowak
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA