# taz.de -- Bandporträt "The Doors": Erstaunlich wenig gestrig
       
       > Im Gegensatz zu Oliver Stones Kitschwerk von 1991 hat die Dokumentation
       > "The Doors - When Youre Strange" von Tom DiCillo den Segen der ehemaligen
       > Doors-Mitglieder.
       
 (IMG) Bild: Was vom Mythos übrig blieb: Die ehamligen Bandmitglieder Ray Manzarek, Robert Krieger und neuer Frontman Ian Astbury (von links nach rechts).
       
       Erstaunlich, dass es bislang noch keine Filmdoku über die Doors gegeben
       hat. Gut, da war Oliver Stone, der 1991 sein verkitschtes Machwerk
       ablieferte, diesen Spielfilm, der die noch lebenden Bandmitglieder damals
       sehr gewurmt hat. "Oliver Stone hat einen Film über Oliver Stone in
       Lederhosen gemacht", beschwerte sich der Keyboarder Ray Manzarek damals.
       Jetzt aber, 39 Jahre nach dem frühen Tod des Sängers, kommt Tom DiCillo mit
       seiner Footage-Collage "When You're Strange" - und holt sich prompt den
       Segen der Ex-Doors ab: Bandgeschichte, -philosophie, -spiritualität und das
       Gefühl der sechziger Jahre, alles sei korrekt abgebildet in diesem
       Porträtfilm, lobte Manzarek jüngst.
       
       Und liegt nicht grob daneben. Material in Unmengen hat DiCillo gesammelt
       und in zackig zeitgemäßem Tempo zusammengeschnitten, Bilder ausschließlich
       aus den 54 Monaten, in denen die Doors als Band existierten. Auf "talking
       heads" - Interviews mit Zeitgenossen, die Rückschau betreiben - hat er
       verzichtet, lieber lässt er Johnny Depp aus dem Off kommentieren. Was dem
       Film gut tut, entschlackt Depps nüchterne Erzählerstimme doch die etwas
       dick auftragende Begeisterung, mit der DiCillo an einigen Stellen getextet
       hat.
       
       Okay auch, wie der Film durch Archiv-Snippets die Band in ihrer
       Phänomenologie an ihren geschichtlichen Kontext zurückzubinden versucht.
       Vietnam-Krieg, Civil Rights Movement und der Schuss auf Kennedy scheinen so
       in einem oft leider nur assoziativ bleibenden Zusammenhang zu stehen mit
       Robby Kriegers Bottleneck-Spiel und Manzareks karnevaleskem Georgel.
       
       Ansonsten wird die Entwicklung der Band angemessen, aber an keiner Stelle
       überraschend aufbereitet, das Hauptaugenmerk liegt naturgemäß auf Morrison
       und seiner rasanten Entwicklung vom mit dem Rücken zum Publikum singenden
       Anfänger zum genauso brillanten wie brillant seine Wirkung kalkulierenden
       Bühnenexzentriker. Einigermaßen erstaunlich ist dabei, wie wenig von
       gestern dieser Morrison beim Zusehen wirkt, wie gültig seine Inkarnation
       des Rock-'n'-Roll-Stars auch heute noch ist.
       
       Mit der Morrison'schen Mischung aus Empfindsamkeit, Trotz,
       Schlagfertigkeit, Überheblichkeit, Drogensucht und bewusst inszenierter
       Sexyness würde man auch heute noch sehr weit kommen. Da hat sich die
       Popkultur in Sachen männlicher Subjektivitätsformate in vierzig Jahren
       nicht viel Neues einfallen lassen.
       
       Richtiggehend störend sind an dem Film zwei Dinge. Zum einen, wie DiCillo
       in Altherrenmanier alles auf eine These hinauslaufen lässt, nämlich: Mit
       Morrisons Tod war die Ära der Jugendbewegungen ein für alle Mal vorbei. Was
       viel zu kurz greift und nur aus der Perspektive des enttäuschten Fans Sinn
       ergibt. Zum anderen nerven die ständig eingeschnittenen Szenen von Morrison
       auf einer psychedelischen Autofahrt durch die Wüste. Schreikrämpfe am
       Steuer, auf Ex gekippte Bierdosen, verstrahltes Gehangel an Felskanten - an
       dokumentarischer Erkenntnis bringt das nichts, DiCillo missbraucht hier den
       Umstand, dass er das "Go!" zur Verwurstung des Morrison'schen Filmfragments
       "HWY: An American Pastoral" von 1969 bekommen hat. Der Rückschluss, den er
       so von einem Filmcharakter auf die Person Morrison nahelegt, ist
       schlichtweg ungehörig. Und hat derart unkommentiert in einer Banddoku
       nichts zu suchen.
       
       "The Doors - When You're Strange". Regie Tom DiCillo. USA 2010, 86 Min.
       
       2 Jul 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kirsten Riesselmann
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Rock
       
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