# taz.de -- Kommentar Strom-Überschuss: Drohung als Verheißung
> Ein Investitionsstopp der EnBW als Drohung – wie lächerlich. Denn wen
> kümmerts, wenn der Konzern seine Investitionen zurückfährt? Dann
> investieren eben andere umso mehr.
Aus Sicht der EnBW sollte es eine Machtdemonstration sein: Wenn die Steuer
auf atomare Brennelemente tatsächlich komme, werde man eben "prüfen, ob
dann noch Investitionen in den Umbau der Energiewirtschaft möglich sind".
Das verkündete jetzt EnBW-Chef Hans-Peter Villis.
Ein Investitionsstopp der EnBW als Drohung - wie lächerlich. Denn wen
kümmerts, wenn der Konzern seine Investitionen zurückfährt? Dann
investieren eben andere umso mehr: Stadtwerke, branchenfremde Unternehmen,
Kommunen und Bürgergemeinschaften. So, wie sie es schon seit einigen Jahren
tun.
Schließlich haben im vergangenen Jahr allein die Bürger in Deutschland mehr
Geld in Anlagen zur Stromerzeugung investiert als die vier großen
Energiekonzerne zusammen. Aber offenbar lebt die EnBW noch in der Zeit vor
der Marktöffnung, als eine funktionierende Stromversorgung noch vom
Monopolisten abhing. Vor 20 Jahren hätte die Aussage in der Tat noch
Drohpotenzial gehabt - heute hat sie es nicht mehr.
Heute könnte man lediglich durch die Ankündigung, man verweigere
Investitionen in die Netze, noch Druck ausüben. Denn die Netze sind ein
natürliches Monopol; da sind Investitionen der EnBW unerlässlich, weil es
keine Mitbewerber gibt und geben kann. Doch die Netze kann der Konzernchef
bei der Investitionsverweigerung nicht gemeint haben. Denn würde er hier
sparen, weil die Stromerzeugung in Atomkraftwerken teurer wird, wäre das
ein eindeutiger Verstoß gegen die Regeln des liberalisierten Marktes:
Kraftwerke und Netze sind per Gesetz völlig unabhängig zu führen. So darf
man die EnBW nicht wirklich ernst nehmen. Zumal die Drohung ja eigentlich
eine Verheißung ist: Wenn die EnBW ihre Investitionen in Kohlekraftwerke
zurückfährt, ist das schließlich ein Fortschritt im Klimaschutz.
2 Jul 2010
## AUTOREN
(DIR) Bernward Janzing
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