# taz.de -- Wirbel um Ökostromrechnung: Ampere AG verklagt RWE
       
       > Die Ampere AG verklagt RWE. Der Stromkonzern RWE treibt nachträglich
       > Kosten für die Förderung der Erneuerbaren ein und will damit bis zu 50
       > Millionen Euro einnehmen.
       
 (IMG) Bild: RWE hätte bis September 2009 die Rechnungen schreiben müssen.
       
       Der Berliner Energiehändler Ampere AG hat eine Musterklage gegen den
       Energiekonzern RWE eingereicht. Grund ist eine Nachzahlung für die
       Einspeisung von Ökostrom, die der Konzern jetzt rückwirkend für 2008 von
       seinen Großkunden einfordert. Dabei geht es zwar nur um 0,1 Cent pro
       Kilowattstunde. Das kann sich aber bei einzelnen Firmen auf sechsstellige
       Beträge summieren. Insgesamt geht es nach Angaben von Ampere bei RWE um 50
       Millionen Euro. Hochgerechnet auf ganz Deutschland könnten die
       Energiversorger über diesen Weg eine halbe Milliarde Euro bei ihren Kunden
       aus Gewerbe, Industrie und öffentlichen Einrichtungen eintreiben. Das will
       Ampere nun mit seiner Klage verhindern.
       
       Dabei geht es nicht darum, dass solche Nachforderungen grundsätzlich
       rechtswidrig sind. Sie folgen dem Umstand, dass zu Beginn eines Jahres
       nicht absehbar ist, wieviel Ökostrom in das deutsche Stromnetz tatsächlich
       eingespeist wird. Das hängt vom Wetter und der Anzahl von Windparks,
       Solaranlagen und Biogasanlagen ab, die über das Erneuerbare-Energien-Gesetz
       (EEG) gefördert werden. Die Betreiber erhalten von den Betreibern der
       Netze, in die sie einspeisen, eine gesetzlich festgelegte Vergütung.
       
       Die Stromanbieter stellen die Kosten den Kunden in Rechnung. Bei dieser
       Umlage handelt es sich aber um eine aus Schätzungen abgeleitete Prognose.
       Sollte am Ende des Jahres dann die tatsächliche eingespeiste und vergütete
       Ökostrommenge über den Erwartungen liegen, können die Konzerne mehr Geld
       verlangen. Allerdings setzt das seit Jahresbeginn geltende neue EEG eine
       Frist bis zum September des folgenden Jahres - im konkreten Falle hätte RWE
       also bis September 2009 die Rechnungen schreiben müssen. Das meint
       zumindest die Ampere AG, über die bundesweit rund 14.000 Kunden ihren
       Energieverbrauch decken.
       
       RWE sieht das anders und argumentiert der Zeitung Handelsblatt zufolge
       damit, dass ein Gesetz, dass in seiner Neufassung erst seit dem Sommer 2009
       gilt, nicht auf frühere Fälle anzuwenden sei. Zudem habe sich RWE über
       individuelle Vereinbarungen mit seinen Kunden abgesichert.
       
       Für Privatkunden ist dies alles weniger bedeutsam, da ihr Verbrauch
       deutlich geringer ist und die Summen kaum ins Gewicht fallen. Allerdings
       müssten auch sie sich auf steigende Kosten für die Förderung von Ökostrom
       einstellen, sagt Holger Krawinkel, Energieexperte beim Bundesverband der
       Verbraucherzentralen. Denn in Deutschland werde Jahr für Jahr mehr Strom
       aus Windrädern, Solaranlagen und anderen erneuerbaren Energiequellen
       produziert. Weil alle Betreiber weiterhin ihren Strom zu garantierten
       Preisen einspeisen dürften, dürfte die EEG-Umlage steigen, die übrigens
       auch Kunden von reinen Ökostromanbietern zahlen. Für das Jahr 2010 wurde
       die Umlage auf 2,047 Cent pro Kilowattstunde. Krawinkel rechnet damit, dass
       diese schon bald auf über drei Cent pro Kilowattstunde klettern könnte.
       
       3 Jul 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stephan Kosch
       
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