# taz.de -- Selbstmord: Trauer um Richterin Kirsten Heisig
       
       > Der Selbstmord der bekannten Jugendrichterin Kirsten Heisig löst
       > berlinweit große Erschütterung aus. "Wir werden auf ihrem Weg
       > weiterarbeiten", so Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD).
       
 (IMG) Bild: Die engagierte Jugendrichterin Kerstin Heisig ist tot.
       
       Die vermisste Jugendrichterin Kirsten Heisig ist tot. Die Polizei fand die
       Leiche der 48-Jährigen am Samstag in einem Wald im Norden Berlins. Ein
       Fremdverschulden liege nicht vor, teilte die Berliner Staatsanwaltschaft
       mit. Die bekannte Richterin hat Selbstmord begangen.
       
       Heisig war durch das von ihr entwickelte "Neuköllner Modell" bekannt
       geworden, bei dem jugendliche Straftäter in besonderen Schnellverfahren
       verurteilt werden. Auch neben ihrer richterlichen Tätigkeit investierte sie
       viel Zeit und Energie in den Kampf gegen Jugendkriminalität vor allem bei
       Migranten.
       
       Unterstützung bekam sie dabei auch aus den Communitys selber: etwa von
       Nader Khalil, der beim Deutsch-Arabischen Zentrum für Bildung und
       Integration in Neukölln bei der Betreuung straffällig gewordener
       Jugendlicher mit Heisig zusammengearbeitet hat. Khalil, der auch für die
       CDU in der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung sitzt, ist erschüttert
       über den Tod der Richterin: Ihr Engagement sei "einzigartig und
       bewundernswert" gewesen. Sie habe viel Hintergrundwissen über arabische
       Jugendliche gehabt und sei keiner Diskussion aus dem Weg gegangen.
       
       Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) würdigte Heisig als
       "unersetzlich für alle, die sich um eine realistische Auseinandersetzung
       mit Jugendgewalt und -kriminalität sowie mit Problemen und Chancen von
       Integration bemühen".
       
       Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) kämpfte mit den Tränen, als sie
       den Tod Kirsten Heisigs verkündete. Diese habe sich nie gescheut, auch
       ungeliebte Wahrheiten auszusprechen, so von der Aue: "Es wird uns ein
       Auftrag sein, auf diesem Wege weiterzuarbeiten." Heisig habe sich um die
       Justiz verdient gemacht. Ihr Mitgefühl gelte vor allem der Familie, so die
       Senatorin.
       
       In Juristenkreisen werden private Gründe für den Selbstmord vermutet.
       Vieles deute auf ein Burn-out infolge einer hohen Arbeitsbelastung hin, die
       mit dem Privatleben nicht mehr in Einklang zu bringen gewesen sei.
       
       Heisigs Neuköllner Modell wird seit April in allen Berliner Bezirken
       angewendet: ein beruflicher Erfolg für die engagierte Richterin. Im Herbst
       sollte ihr erstes Buch über ihre Erfahrungen im Kampf gegen
       Jugendkriminalität erscheinen. Der Titel: "Das Ende der Geduld". (taz, ddp)
       
       5 Jul 2010
       
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