# taz.de -- Befragung zur rechtsextremen Parteienfusion: Das Kreuz mit der NPDVU
> Die Mitgliederbefragung von NPD und DVU zur Verschmelzung der beiden
> rechtsextremen Parteien ist abgeschlossen. Das Ergebnis ist offen, doch
> der Widerstand in der DVU ist groß.
(IMG) Bild: Vielleicht gibt es bald keine NPD mehr. Aber nicht zu früh freuen: Dafür würde dann eine rechtsextreme Sammelpartei entstehen.
Um 24 Uhr lief die Mitgliederbefragung der NPD und DVU zu einer
Verschmelzung am Mittwoch ab. "Per Fax konnten sich die Mitglieder so bis
weit in die Nacht noch entscheiden", sagt Klaus Beier,
NPD-Bundespressesprecher. Über erste Trends möchte er der taz noch nichts
sagen. "Über sich abzeichnenden Mehrheiten weiß ich nichts", betont auch
Ingmar Knop, DVU-Bundesvize.
Aus der NPD-Parteizentrale in Berlin heißt es, dass vielleicht schon am
späteren Donnerstagnachmittag auf der Website das Umfrageergebnis
präsentiert wird. "Versprechen möchten wir es nicht", so eine
Parteisekretärin. Die DVU, mit rund 4.000 Anhängern, soll bis Freitag die
Zählung geschafft haben. Glaubt man DVU-Kreisen beteiligten sich jedoch
weniger als 20 Prozent. Anfang Juli hatten NPD und DVU die Befragung
gestartet. In den Schreiben können die NPDler ankreuzen, ob sie für eine
Vereinigung stimmen, wenn für ihre Partei "keine neuen Schulden entstehen".
Nicht ohne Grund: Die DVU hat mindestens 900.000 Euro Schulden. Die DVU
will indes wissen: "Halten sie eine Vereinigung für sinnvoll?". Beide
fragen zudem, ob eine weitere Vereinigung mit anderen Parteien angestrebt
und nach einer Vereinigung ein neuer Parteiname gesucht werden soll.
Auf dem Bundesparteitag der NPD im Juni 2010 in Bamberg verkündeten der
NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt und der DVU-Bundeschef Mathias Faust die
Befragung. Die "nationalen Wähler" wollten eine "starke 'Rechtspartei'",
sagte die Herren. Zum Start der Befragung betonte Voigt, die Verschmelzung
sei ein "historisch einmaliger Zusammenschluss", eine "politische
Proklamation" des "politischen Willens". Ein Pathos, der in seiner Partei
nicht irritiert. In der NPD, mit rund 6.800 Parteibuchinhabern, löste die
Idee kaum Kritik aus. Gelassen sagt der Pressesprecher der NPD-Fraktion in
Sachsen Arne Schimmer: "Wir warten ab". Der NPD-Vorstand aus
Mecklenburg-Vorpommern um den Landtagsabgeordneten Stefan Köster empfahl
auch zuzustimmen. "Nein" soll nur zur Namenänderung und weiteren
Organisationsannäherungen ankreuzt werden, meint der Verband, der oft auf
Distanz zum Bundesvorstand ist. Von einer Verschmelzung auf Augenhöhe heißt
es aus der NPD wird aber nicht mehr ausgegangen. Die Verfasstheit der DVU
hat das Machtverhältnis längst geklärt.
"Der Zustand der DVU ist desolat", sagt Fabian Virchow der taz, Leiter der
Forschungsstelle Rechtsextremismus an der Fachhochschule Düsseldorf.
Finanzprobleme und Mitgliederschwund halten an. Mehr noch: In der DVU
wurden die Fusionsbestrebungen Fausts mitnichten ruhig hingenommen. Sie
beschleunigten vielmehr die Parteikrise. Die DVU-Verbände in Niedersachsen,
Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen versuchten Faust des Amtes zu
entheben, um die Befragung zu stoppen. Per Gerichtsbeschluss erstritt Faust
die Macht zurück. Der DVU-Chef Niedersachsen Hans-Gerd Wiechmann versichert
der taz, dass diese drei Verbände, "die Fusion vehement ablehnen".
Dass die Befragung formal nicht verbindlich ist, beruhigt Wichmann wenig.
Erst Bundesparteitage bilden den rechtlichen Rahmen für eine
Fusionsabstimmung. Wichmann schimpft: "Wer die Partei wechseln will, und
denkt, er muss seine politische Heimat bei der NPD suchen, der soll doch
diesen Weg beschreiten".
22 Jul 2010
## AUTOREN
(DIR) Andreas Speit
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