# taz.de -- Streit der Woche: Müssen Linke bio essen?
       
       > Bio-Produkte gehören zur gängigen Vorstellung von linkem Lebensstil. Doch
       > auch sie werden industriell hergestellt und unter fragwürdigen
       > Arbeitsbedingungen vermarktet.
       
 (IMG) Bild: Einkauf im Bioladen: Muss das sein wenn man die Welt verbessern will?
       
       Was macht echte Linke eigentlich aus? Gesundheitslatschen und Kleidung aus
       dem Secondhandshop gehören fix zu ihrem Erscheinungsbild. Sie bilden
       Lichterketten, um für den Weltfrieden zu demonstrieren und ketten sich an
       Schienen, um Castortransporte zu stoppen. Sie gehen gegen Tiertransporte
       auf die Straße und sind Veganer aus Überzeugung. Als kritische Konsumenten
       kaufen sie ihre Lebensmittel im Bioladen, denn bio gehört zum „Links sein“
       einfach dazu.
       
       Es gibt viele Merkmale, die in der gängigen Vorstellung als typisch links
       gelten. Doch es stellt sich die Frage, was mit Menschen ist, die nicht all
       diese Kriterien erfüllen. Darf eine Person, die Schaufenster von
       Pelzverkäufern mit Protestsprüchen beschmiert, aber konventionell
       hergestellte Lebensmittel isst, nicht links sein? Ist sie vielleicht nur
       teilweise links?
       
       Es scheint naheliegend, dass linkes Engagement zur Verbesserung der Welt,
       auch verantwortungsbewusstes Konsumverhalten bedingt. Und Bio-Produkte
       stehen eben für umweltbewusstes und ethisches Einkaufen. Mittlerweile weiß
       man aber, dass nicht alles, was sich bio und fair nennt, es auch wirklich
       ist. Skandale, wie Etikettenschwindel und Verstöße gegen das Arbeitsrecht,
       gab es auch in dieser Branche. So gesehen entspricht Bio nicht mehr den
       Prinzipien der Weltverbesserung.
       
       Bio-Befürworter lassen sich dennoch nicht beirren, versprechen doch strenge
       Richtlinien von staatlichen Biosiegeln und Bioverbänden Garantie. So müssen
       Bio-Bauern auf Kunstdünger und Pestitzide verzichten und Tiere artgerecht
       halten.
       
       Fernab vom ethischen Gedanken, ist Bio aber auch zur Marketingstrategie
       geworden. Bioprodukte halten als Gewinnbringer und Imagebewahrer von
       Unternehmen wie Aldi her, in denen fragwürdige Arbeitsbedingungen
       herrschen. Ist das noch mit einer linken Sichtweise vereinbar?
       
       Vielleicht liegt da sogar ein Widerspruch zwischen dem Links sein und bio
       kaufen.
       
       Was meinen Sie, müssen Linke bio essen?
       
       10 Aug 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marina Wetzlmaier
       
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