# taz.de -- Überschwemmungen in Pakistan: Ein Viertel des Landes unter Wasser
       
       > Sauberes Wasser ist knapp, die Seuchengefahr wächst: 20 Millionen
       > Menschen sind mittlerweile von der Katastrophe in Pakistan betroffen.
       
 (IMG) Bild: Eine Frau versorgt ihr Baby.
       
       BANGKOK taz | UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die Weltgemeinschaft um
       schnellere Hilfe für die Flutopfer in Pakistan ersucht. Ban traf am Sonntag
       mit einer Maschine der pakistanischen Armee im Luftwaffenstützpunkt
       Chaklala ein und traf sich mit Mitgliedern der Regierung, um die nur
       stockend anlaufende internationale Unterstützung anzukurbeln.
       
       "Wir werden alles versuchen, um die notwendige Hilfe zu mobilisieren, und
       daran erinnern, dass die gesamte Welt in dieser Zeit der Prüfung hinter den
       Menschen in Pakistan steht", erklärte Ban bei seinem Besuch.
       
       Das Ausmaß der Katastrophe hat sich mittlerweile noch weiter verschärft.
       Inzwischen sollen rund 20 Millionen Menschen von den schwersten
       Überflutungen betroffen sein, die Pakistan je gesehen hat. Ein Viertel des
       Landes steht Schätzungen der Regierung zufolge unter Wasser, darunter die
       Anbaugebiete des Landes in den Provinzen Punjab und Sindh. Die Vereinten
       Nationen sprechen von der "größten Hilfsoperation aller Zeiten". Neue
       Überflutungen haben in der Nacht auf Sonntag erneut auch die westliche
       Provinz Belutschistan getroffen und Hunderte von Dörfern überflutet.
       
       Die Vereinten Nationen warnen nun davor, dass die Zahl der Todesopfer
       drastisch nach oben schnellen könnte, wenn den sechs Millionen Menschen,
       die vollkommen von Hilfe abhängig sind, nicht rasch geholfen werde. In
       Mingora im Norden des Landes, einer der am schwersten getroffenen Regionen,
       hat es bereits den ersten Fall von Cholera gegeben, erklärte die UN.
       Hilfsorganisationen untersuchten nun, wie hoch das Risiko einer "zweiten
       Welle von Todesfällen" ist, die durch den Ausbruch von Seuchen aufkommen
       könnten. "Zu diesem Zeitpunkt kann die Hilfsaktion klar nicht mit dem
       Ausmaß der Notsituation mithalten", warnte Jacques de Maio, Leiter der
       Südasienoperationen des Internationalen Roten Kreuzes, in diesem
       Zusammenhang.
       
       Das Schlimmste ist drei Wochen nach Beginn der Katastrophe offenbar noch
       immer nicht vorbei. Die Wassermassen sind mit dem Indus, Pakistans größtem
       Fluss, auch am Sonntag weiter in Richtung Süden gedrungen und haben dort
       weitere Gebiete überflutet. Der Indus, der entlang seinem Lauf durch ganz
       Pakistan Millionen Bauern mit Wasser versorgt, ist an zahlreichen Stellen
       mittlerweile 25 Kilometer breit - und damit 25-mal breiter als sonst in
       dieser Jahreszeit.
       
       Die wirtschaftlichen Folgen der Katastrophe für Pakistan dürften verheerend
       sein. Das Land, das wegen massiver Korruption, Misswirtschaft und eines
       gewaltigen Armeehaushalts schon jetzt stark auf ausländische Hilfe
       angewiesen ist, hat einen großen Teil seiner diesjährigen Ernten sowie
       weite Teile seiner Infrastruktur verloren. Mehr als drei Millionen Hektar
       große Baumwoll-, Zuckerrohr- und Weizenfelder sind von den Wassermassen
       zerstört worden. Der Internationale Währungsfonds warnt nun vor schweren
       Konsequenzen für das verarmte Land.
       
       Auffällig ist die geringe weltweite Spendenbereitschaft, den Grund für den
       Besuch des UN-Generalsekretärs. Pakistan steckt offenbar zu sehr als
       Brutstätte des militanten Islamismus in den Negativschlagzeilen, als dass
       große Teile der Weltgemeinschaft am Leid der Flutopfer großen Anteil
       nehmen.
       
       Lediglich die USA, die vor wenigen Wochen eine neue Charmeoffensive
       gestartet haben, um ihr Image bei den Pakistanern aufzubessern, haben
       großzügig Geldmittel bereitgestellt: Washington hat 70 Millionen Dollar
       sowie Hubschrauber zur Verfügung gestellt, um den Flutopfern zu helfen.
       
       15 Aug 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sascha Zastiral
       
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