# taz.de -- Kommentar Studienplätze: Endstation Bachelor
       
       > Für viele Unternehmen und Studierende ist ein Schmalspur-Bachelor
       > unbefriedigend. Um mehr Masterplätze anzubieten brauchen die Unis endlich
       > mehr Geld.
       
       Ihr lebt in einer Wissensgesellschaft. Je höher qualifiziert, desto besser
       die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Viele junge Leute haben dieses Mantra der
       Politik inzwischen verinnerlicht. Und in Zukunft sollen sie sogar bis zum
       67. Lebensjahr arbeiten. Doch wenn eine gerade mal 22-jährige
       Bachelor-Absolventin sich dann tatsächlich mehr Wissen aneignen und
       zusätzlich den Arbeitsmarktanforderungen noch besser genügen will, dann
       heißt es: Kein Bedarf. Die begehrten Plätze für ein Masterstudium im
       Anschluss sind schon vergeben. Der Bachelor wird zur Endstation.
       
       Das ist grotesk. Als die deutschen Hochschulen vor über zehn Jahren im Zuge
       der europaweiten Bologna-Reform begannen, die alten Diplom- und
       Magisterstudiengänge in Bachelor und Master zu unterteilen, glaubten sie,
       damit international anschlussfähig zu werden und ihren Studenten neue
       Möglichkeiten zu bieten, die Uni je nach Bedarf im In- und Ausland zu
       wechseln. Doch 2003 erklärten die Kultusminister der Länder den Bachelor
       zum Regelabschluss. Der Master soll einer Minderheit von besonders
       leistungsstarken Studierenden vorbehalten bleiben. Dahinter steckte das
       Kalkül, in kürzerer Zeit mehr Akademiker für den Arbeitsmarkt auszubilden,
       ohne dass es die klammen Länder zusätzlich Geld kostet. Doch diese
       Discountpolitik geht nicht auf.
       
       Unternehmen fordern nun, dass der Staat ihnen doch wieder diese herrlichen
       Diplomingenieure schicke - also komplett ausgebildete Akademiker, die
       sofort einsetzbar sind und nicht erst nachqualifiziert werden müssen. Auch
       für viele Studierende ist ein Schmalspur-Bachelor unbefriedigend. Sie
       wollen mehr als Überblicksseminare und Methodentrainings.
       
       Der Ausweg? Die Hochschulen brauchen endlich mehr Geld und Personal, um
       jene Individuen zu schulen, die die viel beschworene Wissens- und
       Bürgergesellschaft aufbauen und tragen sollen. Die Minimalbedingung dafür
       wäre, jeden zum Masterstudiengang zuzulassen, der das will.
       
       23 Aug 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Lehmann
       
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