# taz.de -- "Stuttgart 21"-Gegner über Grubes Offerte: "Ohne Baustopp kein Gespräch"
       
       > Was Matthias von Hermann, "Stuttgart 21"-Gegner, vom Dialogangebot der
       > Bahn hält. Und warum er weiter protestiert, obwohl der Abriss des alten
       > Bahnhofs schon begonnen hat.
       
 (IMG) Bild: Das Bahnprojekt wird derzeit auch mit Pferdestärke durchgesetzt.
       
       taz: Herr von Herrmann, Bahnchef Rüdiger Grube hat nun auf die anhaltenden
       Proteste reagiert und zu einem Gespräch eingeladen. Ein erster Erfolg der
       Protestbewegung? 
       
       Matthias von Herrmann: Das ist nicht der erste, aber ein wesentlicher
       Erfolg. Der erste Erfolg war, als die Bahn gestiegene Kosten für die
       Neubaustrecke nach Ulm zugeben musste. Der große Erfolg jetzt besteht
       darin, dass die Befürworter erkannt haben, dass sie das Projekt nicht
       einfach von oben durchdrücken können.
       
       Grube sagt, das Gespräch dürfe an keine Vorbedingungen geknüpft werden,
       aber es werde währenddessen keinen Baustopp geben. Ist das ein faires
       Angebot? 
       
       Nein, so nicht. Es muss einen Baustopp geben, sonst wäre es kein
       ergebnisoffenes Gespräch. Wenn unter sich bewegenden Baggerschaufeln
       verhandelt werden soll, brauchen wir gar nicht erst verhandeln. Ein
       Pro-forma-Gespräch, nur damit wir mal miteinander geredet haben, wäre wenig
       hilfreich. Das würde auch den Widerstandswillen nicht brechen, sondern eher
       anheizen. Die Projektbetreiber sollten sich gut überlegen, aus dem Gespräch
       keine Hinhaltetaktik zu machen.
       
       Würden Sie denn ergebnisoffen in den Dialog gehen? Könnte Grube Sie von den
       Argumenten für "Stuttgart 21" überzeugen? 
       
       Ich wüsste nicht, welches Argument er noch bringen könnte, das mich
       überzeugen könnte. Es wurden bereits alle Argumente genannt, von den
       Betreibern wurden Tatsachen falsch dargestellt. Das sind schon sehr, sehr
       harte Fronten, um die es hier geht.
       
       Was wäre überhaupt von solch einem Gespräch zu erwarten? 
       
       Die Art und Weise, wie man "Stuttgart 21" beendet. Sollte sich
       herausstellen, dass die Betreiber ungemindert am Projekt festhalten, werden
       auch die Bürger und das Aktionsbündnis am Protest festhalten.
       
       Wie soll dieser weitergehen? Sind die 50.000 Demonstranten, die die
       Veranstalter am Wochenende gezählt haben, noch zu überbieten? 
       
       Ich glaube, dass der Widerstand auf der Straße eher noch zunehmen wird,
       weil die Leute nach dem Gesprächsangebot nun sehen, dass der Widerstand
       etwas bringt.
       
       Aber die Bagger sind dabei, den Nordflügel des Bahnhofs abzureißen. Wann
       geben Sie auf? 
       
       Noch stehen zwei Drittel des Nordflügels und der ganze Südflügel, der
       Schlossgarten ist noch nicht abgeholzt. Daran können Sie sehen, welchen
       Widerstand die Betreiber noch vor sich haben. Zu spät wäre es erst, wenn
       die Tunnelbohrer zum Einsatz kämen und es zu teuer wäre, das Projekt zu
       stoppen. Aber das wäre frühestens in zwei Jahren.
       
       29 Aug 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nadine Michel
       
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