# taz.de -- Eingeschlossene Bergarbeiter in Chile: Den Präsidenten um Wein gebeten
       
       > Im Fall der eingeschlossenen Bergleute in Chile soll nun die Bohrung
       > eines Rettungsschachts beginnen. Für einige von ihnen wird die
       > Verschüttung zum unfreiwilligen Alkohol-Entzug.
       
 (IMG) Bild: Die Arbeiten an einem Rettungsschacht beginnen: Maschinen über der Mine San José.
       
       SANTIAGO DE CHILE dpa | Die seit mehr als drei Wochen eingeschlossenen 33
       chilenischen Bergarbeiter haben erstmals mit ihren Familien gesprochen. Die
       Behörden ließen dafür am Sonntag ein Kabel durch eine der Versorgungsröhren
       zu den in 700 Metern Tiefe gefangenen Männern herab. An diesem Montag
       sollen die Arbeiten an einem Rettungsschacht beginnen. Die Bohrungen
       könnten drei bis vier Monate andauern. Unterdessen leiden einige der
       Bergarbeiter an Alkoholentzugs-Problemen.
       
       Bei den Gesprächen mit den Angehörigen spielten sich bewegende Szenen ab.
       So schlug der Bergarbeiter Esteban Rojas seiner Frau Jessica Yáñez die
       kirchliche Heirat vor, nachdem beide vor 25 Jahren nur standesamtlich
       geheiratet hatten. Sie sagte "Ja".
       
       Die Angehörigen waren tief gerührt und sehr erleichtert darüber, dass es
       den Verschütteten soweit gut gehe. Jeder von ihnen hatte nur wenige
       Augenblicke Zeit für ein Gespräch, da nur eine Leitung zur Verfügung stand.
       Die Angehörigen campieren über der Kupfer- und Goldmine San José in der
       Atacama-Wüste in einem Zeltlager, das sie "Esperanza" (Hoffnung) getauft
       haben. Die Bergleute stecken seit dem 5. August unter Tage fest.
       
       Im Laufe des Montags soll die Bohrung eines Rettungsschachts für die
       Bergleute beginnen. Die Arbeiten können bis zu vier Monate dauern. Zugleich
       planen die Behörden einen zweiten Rettungsschacht, der vielleicht schon in
       zwei Monaten fertig sein könnte. Die Idee ist, eine der drei bestehenden
       engen Versorgungsröhren so weit zu vergrößern, dass die Männer einer nach
       dem anderen in einer Rettungskapsel an die Oberfläche geholt werden können.
       
       Unterdessen bleibt die Sorge um den Zustand der Bergleute groß. Wie der
       chilenische Gesundheitsminister Jaime Mañalich der spanischen Zeitung "El
       País" berichtete, hatten mehrere Kumpel in der Vergangenheit zur Bekämpfung
       der Angst unter Tage regelmäßig Alkohol getrunken. "Einige von ihnen hatten
       sogar große Mengen zu sich genommen", sagte der Minister. "Zuweilen ist es
       nicht gut, wenn man eine Sucht auf einen Schlag mit einer Radikalkur
       unterbindet."
       
       Die Bergleute hatten bei ihrer ersten Telefonverbindung mit Staatspräsident
       Sebastián Piñera um ein "Gläschen Wein" gebeten, weil sie die den 200.
       Jahrestag der Unabhängigkeit Chiles feiern wollten. Bisher bleiben die
       Verantwortlichen der Bergungsoperation jedoch dabei, dass die
       Eingeschlossenen weder Tabak noch Alkohol bekommen.
       
       Wie die Madrider Zeitung am Montag berichtete, sind unter den Bergleuten
       auch einige Alkoholiker und Drogenabhängige. Bisher habe der plötzliche
       Entzug jedoch keine Auswirkungen gehabt.
       
       Die Männer, deren erstes Lebenszeichen erst vor einer Woche gekommen war,
       werden inzwischen über die Röhre ausreichend mit Nahrung, Wasser,
       Medikamenten und Nachrichten ihrer Angehörigen versorgt.
       
       Im Laufe der Woche werden auch vier Experten der US-Raumfahrtbehörde NASA
       in Chile erwartet. Sie sollen ihre Erfahrungen aus der bemannten Raumfahrt
       zur Verfügung stellen, bei der ebenfalls Menschen über einen längeren
       Zeitraum auf engstem Raum leben müssen.
       
       30 Aug 2010
       
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