# taz.de -- Netzkultur: Video der Woche: Die Revolution des Musikvideos
       
       > Mit Hilfe von Google Street View hat der Regisseur Chris Milk ein
       > beeindruckendes Musikvideo zur neuen Single der kanadischen Band Arcade
       > Fire erschaffen.
       
 (IMG) Bild: Alles greift zum melancholischen Arcade Fire-Sound ineinander über: The Wilderness Downtown von Chris Milk.
       
       Gewöhnliche Musikvideos scheinen für Arcade Fire schon lange nicht mehr
       zeitgemäß zu sein. Nachdem die Band bereits vor knapp drei Jahren mit dem
       interaktiven Clip zur Single „Neon Bible“ für reichlich Aufsehen im
       Internet gesorgt hatte, veröffentlichte das achtköpfige Ensemble aus
       Montréal in dieser Woche einen neuen Kurzfilm zu seiner aktuellen
       Auskopplung „We used to wait“.
       
       Produziert wurde das Video unter dem Titel „The Wilderness Downtown“ vom
       US-amerikanischen Regisseur Chris Milk, dem in Kooperation mit Google ein
       wahrlich beeindruckendes Ergebnis gelungen ist. Auf Basis der brandneuen
       HTML 5–Technik, sowie mit Hilfe der Google-Dienste "Maps" und "Street View"
       hat Milk ein Video kreiert, über dessen Inhalt der Zuschauer in Teilen
       selbst bestimmen kann.
       
       Vor dem Abspielen empfiehlt es sich, den Google-Browser „Chrome“ zu
       installieren, da nur dieser eine optimale Darstellung des Kurzfilms
       gewährleistet. Nun kann die Homepage [1][thewildernessdowtown.com]
       aufgerufen werden, und es wird um die Eingabe eines Städtenamens gebeten.
       Daraufhin öffnet sich eine Vielzahl von Fenstern und der Kurzfilm startet.
       
       Aus dem Dunkeln heraus erscheint ein laufender Mann in Kapuzenpulli, ein
       Vogelschwarm taucht auf, und eine Google Maps-Einstellung gleitet langsam -
       begleitet durch den Vogelschwarm - in die gewünschte Stadt hinein. Street
       View-Ansichten kommen hinzu, die Bilder ergänzen sich, die
       Betrachtungsblickwinkel variieren, alles greift zum melancholischen Arcade
       Fire-Sound ineinander über. In der Mitte des Kurzfilmes bietet sich dem
       Zuschauer dann sogar die Möglichkeit, eine Postkarte zu schreiben, oder –
       mit Hilfe der Maus – ein kleines Gemälde zu kreieren, das sich ebenfalls in
       die Bilderflut einreiht. Am Endes des Videos wandelt sich die gesamte Stadt
       zu einem Wald, und der Läufer verschwindet im Grünen.
       
       Mit seinem Kurzfilm verdeutlicht Regisseur Milk, dass das Musikvideo, das
       in den letzten Jahren nur selten durch Innovation auffiel, kein in Stein
       gemeißeltes Format ist. Ob den interaktiven Clips die Zukunft gehört, muss
       sich erst zeigen. In einem Zeitalter jedoch, in dem das Musikvideo ohnehin
       nicht mehr im Musikfernsehen, sondern im Internet stattfinden, wäre dies
       die logische Folge.
       
       Gleichzeitig trägt The Wilderness Downtown zur aktuellen
       Street-View-Debatte bei. Denn selbst wenn der Dienst bald in Deutschland
       verfügbar sein könnte, werden die Benutzer hierzulande ihren Heimatort kaum
       als Schauplatz dieses Videos genießen können. Der nämlich wird vermutlich
       zu großen Teilen verpixelt sein.
       
       3 Sep 2010
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.thewildernessdowntown.com
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Philipp Reinken
       
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