# taz.de -- Untersuchung über Massenvergewaltigung: UN räumen Versagen im Kongo ein
       
       > Untersuchung offenbart, dass sogar mehr als 500 Menschen, vor allem
       > Frauen und Kinder, im Osten des Kongo systematisch missbraucht worden
       > sind.
       
 (IMG) Bild: Atul Khare, Assistent des UN-Generalsekretärs, vermutet es seien sogar mehr als 500 Menschen, die im Ostkongo von Milizen sexuell missbraucht wurden.
       
       KIGALI taz | Immer mehr Frauen und Mädchen wagen sich aus ihren Verstecken
       im ostkongolesischen Dschungel. Viele von ihnen sind splitternackt. Täglich
       stieg in den vergangenen Wochen die Zahl der Opfer der
       Massenvergewaltigungen durch die ruandischen Hutu-Rebellen FDLR
       (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) im Ostkongo.
       
       Zuerst war von 179 Frauen und Kindern die Rede, die in nur wenigen Tagen
       Ende Juli bis Anfang August von der Miliz brutal missbraucht worden waren.
       Dann stieg die Zahl auf 242 Frauen und auch Kleinkinder, ja sogar Männer,
       die in der Nord-Kivu-Provinz von internationalen Hilfsorganisationen und
       lokalen Ärzten behandelt wurden. Doch nun ist von weiteren 260 Opfern, vor
       allem in der Süd-Kivu-Provinz, die Rede.
       
       Vermutlich seien es sogar mehr als 500 Menschen, die sexuell missbraucht
       wurden, räumte Atul Khare, Assistent des UN-Generalsekretärs,
       verantwortlich für Friedensmissionen, nun vor dem UN-Sicherheitsrat in New
       York ein. Khare war von Generalsekretär Ban Ki Moon in den Ostkongo
       geschickt worden, um die Vorfälle zu untersuchen.
       
       In einer sogenannten Bestrafungsoperation hatten die ruandischen
       FDLR-Rebellen in Allianz mit lokalen kongolesischen Mai-Mai-Gruppen
       Dutzende Siedlungen in und um das Dorf Luvungi in der Region Walikale
       überfallen. Systematisch zerrten die Rebellen Frauen und Kinder aus ihren
       Häusern und vergewaltigten sie vor den Augen ihrer Angehörigen.
       
       Die Bestrafungsmission hatte die FDLR vorher angekündigt. Sie hatte Notizen
       an Bäume und Häuserwände gepinnt, mit der Aufforderung, die Bevölkerung
       solle die kongolesischen Soldaten nicht unterstützen, "Sonst töten wir
       euch!".
       
       Khare fand während seiner Ermittlungen vor Ort nun Hinweise für weitere
       Massenvergewaltigungen in der Gegend rund um die Kleinstadt Uwira, in
       Süd-Kivu nahe der Grenze zu Burundi am Tanganjika-See. Im Dorf Miki waren
       unter den 74 Opfern 21 Mädchen im Alter zwischen sieben und 15 Jahren sowie
       sieben Männer.
       
       Laut UN-Mandat für den Kongo ist es Aufgabe der Blauhelme, die Bevölkerung
       zu beschützen. Im Fall Luvungi waren indische Blauhelme nur wenige
       Kilometer entfernt stationiert. Sie fuhren an jenen Tagen sogar Patrouillen
       entlang der Hauptstraße von Luvungi - doch von den Vergewaltigungen hatten
       sie nichts erfahren, so der Sprecher der UN-Mission im Kongo.
       
       Es sei eigentlich die Aufgabe der kongolesischen Armee, für Sicherheit zu
       sorgen, doch "wir haben auch versagt", gibt nun Khare vor dem
       UN-Sicherheitsrat in New York offen zu. Die Maßnahmen der UN seien nicht
       ausreichend, was zu brutalen Konsequenzen für die Bevölkerung in den
       Dörfern führt, erklärte er: "Wir müssen es besser machen!"
       
       Khare fordert, vor allem das Kommunikationsnetz in der Gegend zu
       verbessern. In den Tagen der FDLR-Übergriffe waren mehrfach die Funkmasten
       rund um Walikale in Nord-Kivu ausgefallen. Von technischen Pannen sprach
       der Telefonanbieter. Doch es gibt Vermutungen, dass die Telefonverbindung
       absichtlich unterbrochen wurde.
       
       8 Sep 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schlindwein
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess
 (DIR) UN-Blauhelme
       
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