# taz.de -- Angekündigte Koranverbrennung: Randale in Afghanistan
       
       > Wahrscheinlich wird der Evangelikale Möchtegern-Koranverbrenner Terry
       > Jones doch nichts anzünden. Der Rückzieher kommt zu spät. In Afghanistan
       > gab es schon Ausschreitungen.
       
 (IMG) Bild: Steine auf Wahlkämpfer: Muslime randalieren in der afghanischen Provinz Nangarhar während eines Protests gegen die angekündigte Koranverbrennung in den USA.
       
       WASHINGTON/KUNDUS rtr/afp/taz | Wegen der Ankündigung einer
       Koranverbrennung in den USA ist es am Freitag zu Unruhen in Afghanistan
       gekommen. In mehreren Teilen des Landes gingen tausende wütende Gläubige
       nach den Gebeten zum Ende des Fastenmonats Ramadan auf die Straße. Bei
       Krawallen vor einem Bundeswehrstützpunkt wurde angeblich ein Demonstrant
       erschossen. Die Bundeswehr bestätigte den Todesfall nicht.
       
       Unterdessen sagte Pastor Terry Jones seine für Samstag geplante Aktion
       erneut ab. Er wolle sich in New York mit dem Imam einer muslimischen Gruppe
       treffen, die den Bau eines umstrittenen Islamzentrums nahe dem zerstörten
       World Trade Center plant. Bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus sagte
       Präsident Barack Obama, die Regierung habe dem Vorhaben "dieses Individuums
       in Florida" nicht mehr Öffentlichkeit verschaffen wollen als nötig. Da eine
       solche Aktion, die sich gegen alles richte, wofür die USA stünden, aber
       großen Schaden anrichten könne, sei es richtig gewesen, sie sehr ernst zu
       nehmen.
       
       In der nordafghanischen Provinz Badachschan zogen etwa 10.000 aufgebrachte
       Muslime vor den Stützpunkt, um gegen den Plan zu demonstrieren. Die
       Provinzregierung teilte mit, einige aus der Menge hätten dabei Steine auf
       die von der Bundeswehr geleitete Basis geworfen. Ein Sprecher des
       Bundeswehr-Einsatzführungskommandos in Potsdam bestätigte, dass acht
       Demonstranten verletzt worden seien. "Von einem Toten ist uns nichts
       bekannt. Das können wir nicht bestätigen", dementierte er anderslautende
       Meldungen.
       
       Auch aus weiteren Provinzen wurden Demonstrationen gegen die angekündigte
       Koranverbrennung gemeldet. "Wenn sie das tun, werden wir amerikanische
       Stützpunkte angreifen und die Straßen dichtmachen, über die die
       amerikanischen Truppen versorgt werden", erklärte der Kleriker Sahidullah
       in Nangahar gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
       
       Die Demonstration in Faisabad war in Afghanistan die dritte und bislang
       größte gegen die angedrohte Koranverbrennung durch die radikale
       Christengemeinde im US-Bundesstaat Florida. Auch in der pakistanischen
       Stadt Multan protestierten am Freitag mehrere hundert Menschen. In London
       demonstrierten tausende Muslime. Die evangelikale Gruppe Christian Dove
       World Outreach Center hatte erklärt, sie werde am Samstag rund 200
       Koranausgaben verbrennen.
       
       Pastor Terry Jones sagte am Donnerstagabend zunächst, die Aktion sei
       abgesagt. Ihm sei vom Präsidenten einer islamischen Gesellschaft in
       Florida, Muhammad Musri, zugesichert worden, dass ein umstrittenes
       muslimisches Zentrum nahe dem zerstörten World Trade Center nun an anderer
       Stelle gebaut werde. Musri widersprach dem. Jones erklärte dann, die
       Verbrennung finde doch statt, um sie am Freitagmorgen erneut abzusagen. "Im
       Augenblick planen wir, es nicht zu tun", sagte Jones.
       
       Verteidigungsminister Robert Gates warnte Jones am Donnerstag in einem
       Telefongespräch, die Aktion könne das Leben von US-Soldaten im Irak und in
       Afghanistan zusätzlich gefährden. Die Behörden haben gegen die Aktion keine
       juristische Handhabe, da Gotteslästerung nach der US-Verfassung unter den
       Schutz der Meinungsfreiheit fällt.
       
       10 Sep 2010
       
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