# taz.de -- Gebühren fürs Autoabstellen: Prenzlauer Berg wird zur Parklandschaft
> Ab Oktober kostet das Parken im südlichen Teil des Kiezes Geld - meist 1
> Euro pro Stunde. Bezirk will Anwohner entlasten, aber das Problem
> verlager tsich.
Wer künftig im südlichen Teil von Prenzlauer Berg parken will, muss zahlen.
Ab 1. Oktober kostet ein Stellplatz im Gebiet zwischen S-Bahn-Ring im
Norden, Greifswalder Straße, Torstraße und Brunnenstraße von Montag bis
Samstag zwischen 9 und 24 Uhr 1 bis 3 Euro pro Stunde. In der Nacht und an
Sonn- und Feiertagen bleibt das Parken kostenlos. Anwohner können sich
einen Extra-Ausweis beantragen und parken wesentlich günstiger.
"Mit den Parkgebühren wollen wir die Lebensqualität der Anwohner
verbessern", sagt Pankows Verkehrsstadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne).
Ihnen soll die stundenlange nervige Suche nach einem Parkplatz erspart
werden. Und wer fürs Parken zahlen muss, steige eher auf öffentliche
Verkehrsmittel oder das Fahrrad um - so zumindest die Hoffnung des
Stadtrats.
Grundsätzlich betragen die Parkgebühren im Stadtteil 1 Euro pro Stunde.
Allerdings gibt es viele Ausnahmen: An der Oderberger Straße, der
Kastanienallee und am Kollwitz- und Helmholzplatz kostet es 2 Euro. Und
während Veranstaltungen in der Max-Schmeling-Halle oder im Jahn-Sportpark
zahlen Autofahrer 3 Euro.
Die Anwohner können beim Bürgeramt für 10,40 Euro im Jahr einen Parkausweis
beantragen. Für zwei Jahre kostet die Vignette 20,40 Euro. Für Mitarbeiter
von Betrieben gibts das Parkticket für 90 Euro im Jahr. Anträge können in
dieser Woche noch online gestellt werden. Ende vergangener Woche lagen dem
Bezirksamt Prenzlauer Berg rund 8.000 Anträge für die Anwohnerparkausweise
vor. Insgesamt gibt es in dem Bereich rund 17.500 Haushalte.
2008 untersuchte das Verkehrsplanungsbüro LK Argus die Parkplatzsituation
in Prenzlauer Berg und empfahl die Einrichtung von Parkzonen im Altbaukiez,
in dem es kaum Tiefgaragen oder Garagen gibt. Vor allem sollten Gebiete
entlastet werden, die tagsüber von Berufspendlern und abends von
Kneipengängern besucht und zugeparkt werden. Laut Studie könnten die
Gebühren die Zahl der Parkplatzsuchenden um 15 bis 20 Prozent verringern.
Parkgebühren als Erfolgsrezept für die Entspannung an Berlins
Straßenrändern? Ja, sagt Andreas Hübner, Verkehrssachbearbeiter im
Bezirksamt Spandau. Schon seit 1995 kostet das Parken in der Spandauer
Altstadt Geld. Vor allem die Dauerparker sollten verdrängt werden, um Platz
für Kurzzeitparker zu schaffen. "Zwar gibt es nach wie vor zu wenig
Parkmöglichkeiten", sagt Hübner. "Aber seit der Einführung der Parkgebühr
haben Besucher der Altstadt wenigstens eine bessere Chance auf einen
Parkplatz."
Auch im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ist man überzeugt von den
Parkgebühren, die hier ebenfalls seit 1995 erhoben werden. Grundsätzlich,
sagt Bezirksstadträtin Martina Schmiedhofer, sei die Situation seitdem
entspannter, weil die Parkplätze für Langzeitparker unattraktiver werden.
Negativ sei allerdings die Belastung für die Beschäftigten in den Bezirken.
"Die Leute, die dort arbeiten, können ja nicht jeden Tag 12 Euro
Parkgebühren bezahlen." Anders als in Prenzlauer Berg gilt in
Charlottenburg-Wilmersdorf: Ein Parkplatz pro Geschäft ist kostenlos,
danach wirds teuer.
Ein Problem allerdings bleibt: Wahrscheinlich werden die Parkplatzsucher
einfach in angrenzende Viertel verdrängt. So hat sich, seit in Mitte nicht
mehr umsonst geparkt werden kann, das Parkplatzproblem auf Gebiete in
Prenzlauer Berg verlegt. Und wer künftig im südlichen Prenzlauer Berg nicht
mehr umsonst parken kann, dürfte auf kostenfreie Gebiete wie das
Bötzowviertel oder die Kieze rund um den Arnimplatz und Humannplatz
ausweichen, vermutet Kirchner. Deshalb stehen diese Gebiete bis zum
kommenden Jahr unter Beobachtung. Dann wird eine neue Studie zeigen, ob es
tatsächlich einen Verdrängungseffekt gibt und ob auch im nördlichen
Prenzlauer Berg Parkgebühren erhoben werden sollten.
Proteste von Autofahrern dagegen lässt Jens-Holger Kirchner nicht gelten.
"Da wird immer so getan, als seien Parkgebühren das Ende des Abendlandes",
sagt er. Zwar könne er den Ärger verstehen. "Auf der anderen Seite haben
wir aber eines der besten öffentlichen Nahverkehrssysteme in Deutschland."
21 Sep 2010
## AUTOREN
(DIR) Anna Hunger
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