# taz.de -- Popstar kämpft für homosexuelle Soldaten: Lady Gaga an der Gleichstellungsfront
       
       > Pop-Ikone Lady Gaga mischt sich kräftig in die Politik ein. Mit
       > öffentlichen Auftritten wirbt sie für die Abschaffung eines Gesetzes, das
       > US-Soldaten verbietet, sich öffentlich als homosexuell zu outen.
       
 (IMG) Bild: Aus dem Stroboskop-Gewitter zum Menschenrechtsaktivismus: Lady Gaga.
       
       PORTLAND afp/dapd/taz | Pop-Queen Lady Gaga macht sich vor einer Abstimmung
       im US-Kongress für die Rechte homosexueller Soldaten stark. Die bisherige
       Praxis, wonach Schwule ihre sexuelle Orientierung in der Armee verschweigen
       müssen, "verstößt gegen alles, wofür wir als Amerikaner stehen", rief Lady
       Gaga auf einer Kundgebung in Portland im US-Bundesstaat Maine am Montag vor
       rund 5.000 Aktivisten.
       
       Die Veranstaltung sollte zwei vor der Abstimmung über eine Gesetzesänderung
       offenbar unentschlossene republikanische US-Senatorinnen für die Sache der
       Schwulen gewinnen und war vom "Servicemembers Legal Defense Network"
       organisiert worden.
       
       "Das wahre Problem ist der Hass des heterosexuellen Soldaten auf den
       homosexuellen Soldaten", sagte die bekennend bisexuelle Künstlerin auf dem
       Podium Arm in Arm mit mehreren aus dem Dienst entlassenen homosexuellen
       Soldaten. Notwendig sei vielmehr ein Gesetz, das homophobe Soldaten aus der
       Armee ausschließe. "Unser neues Gesetz heißt: 'Wenn es euch nicht gefällt,
       geht nach Hause'." Die ansonsten für ihre exzentrischen Outfits bekannte
       Musikerin ("Bad Romance", "Paparazzi", "Poker Face") trug bei ihrem
       Auftritt einen schwarzen Anzug und Brille.
       
       “Gleichheit ist die hohe Rippe Amerikas, doch nur weil ich homosexuell bin,
       darf ich nicht das größte Fleischstück, dass mein Land zu bieten hat,
       genießen,” [1][sagte Lady Gaga laut der New York Times] in Anspielung auf
       ihr Kleid, in dem sie sich die Woche zuvor bei der Verleihung der MTV Video
       Music Awards präsentiert hatte und das aus Steakteilen angefertigt worden
       war. "Sollte nicht jeder verdient haben, dasselbe Fleisch-Kleid tragen zu
       können wie ich?" fragte sie in die Menge.
       
       Schon in den vergangenen Wochen hatte Lady Gaga die Abschaffung der "don't
       ask, don't tell"-Regelung ("Frag' nicht, rede nicht") zu ihrer persönlichen
       Mission gemacht. So nahm sie vier wegen ihrer sexuellen Orientierung
       entlassene Soldaten mit zur MTV Awards-Verleihung. Auch auf ihren Accounts
       bei den Internetdiensten Twitter und Facebook rief die 24-Jährige, die mit
       bürgerlichen Namen Stefani Germanotta heißt, ihre Anhänger zur
       Unterstützung ihres Kampfes für die Schwulenrechte auf. Per Twitter legte
       sie sich mit dem republikanischen Senator für Arizona und ehemaligen
       Präsidentschaftskandidaten John McCain an, der sich im Senat maßgeblich an
       der Verzögerung einer Abstimmung über das Gesetz durch die republikanische
       Minderheitsfraktion beteiligt hatte.
       
       Schließlich stellte sie ein Video auf Youtube, in dem sie sich an
       verschiedene Senatoren wandte, um sie für ein Votum für die Aufhebung des
       Gesetzes zu gewinnen. Der am 16. September ins Netz gestellte wurde schon
       über 1,6 Millionen Mal geklickt.
       
       Aubrey Sarvis, Geschäftsführerin vom "Servicemembers Legal Defense Network"
       berichtete, dass ihre Organisation schon länger in Kontakt mit Lady Gaga
       stehe. Sie berichtete, Lady Gaga habe in Raleigh, North Carolina,
       Samstagnacht ein Konzert beendet und sei dann 15 Stunden in ihrem Tourbus
       nach Portland gefahren, um bei der öffentlichen Kundgebung aufzutreten.
       
       Im US-Senat stand am Dienstag eine Abstimmung über eine Vorlage zur
       Änderung der "Don't Ask Don't Tell"-Vorschrift an. Der Umgang mit
       Homosexuellen bei den US-Streitkräften wird darin so geregelt, dass
       Homosexuelle grundsätzlich zum Dienst in den Streitkräften zugelassen
       werden, diese ihre sexuelle Orientierung aber geheim halten müssen. Die
       beiden republikanischen Senatorinnen aus Maine, Olympia Snow und Susan
       Collins, ließen bis zuletzt offen, ob sie mit den Demokraten stimmen
       wollten. Seit Inkrafttreten der Regelung aus dem Jahr 1993 wurden mehr als
       13.000 Armeeangehörige entlassen, weil sie sich zu ihrer Homosexualität
       bekannten.
       
       Ein Sprecherin von Susan Collins erklärte, die Senatorin sei die einzige
       Republikanerin im Streitkräfteausschuss gewesen, die für eine
       Gesetzesaufhebung votiert habe. Collins glaube, "dass unsere Streitkräfte
       jeden qualifizierten Bewerber willkommen heissen sollten, der bereit und
       fähig dazu ist, unserem Land zu dienen." Dennoch sprach sie sich für eine
       offene Debatte im Senat aus und dafür, dass den Ausschussmitgliedern
       erlaubt werde, gegebenenfalls Zusatzklauseln zu einem geänderten Gesetz
       vorzuschlagen.
       
       Senatorin Snow liess ebenfalls verlauten, dass das Gesetz einer gründlichen
       Revision bedürfe. Sie plädierte jedoch für eine umfassende Untersuchung,
       bevor das Gesetz zur Abstimmung vorgelegt wird.
       
       Eine kalifornische Bundesrichterin hatte vor knapp zwei Wochen den
       Ausschluss von bekennenden Homosexuellen aus den US-Streitkräften für
       verfassungswidrig erklärt. Sie verstoße gegen das im ersten
       Verfassungszusatz garantierte Recht auf freie Meinungsäußerung.
       
       21 Sep 2010
       
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 (DIR) [1] http://www.nytimes.com/2010/09/21/us/politics/21gaga.html?hpw
       
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