# taz.de -- Kommentar UN-Gipfel: Millenniumsversagen in Afrika
       
       > Afrika braucht mehr als Geld und Aufrufe zu mehr eigener Verantwortung.
       > Afrika muss perspektivisch unterstützt werden, um der Rolle des
       > Rohstofflieferanten zu entkommen.
       
       Die internationale Gemeinschaft hat es sich auf ihrem Millenniumsgipfel in
       New York ganz schön einfach gemacht. Nicht nur haben es die großen
       Industrienationen dort vermieden, sich allzu konkret auf ausreichende
       Entwicklungshilfe für die armen Länder festzulegen. Schlimmer noch: Man
       umschiffte auch großräumig jede Analyse, warum die ärmsten Länder der Welt
       so verdammt arm sind. Denn dann hätte man ja an die Eigeninteressen gehen
       müssen.
       
       Zwar sind kleine Fortschritte zu verzeichnen - ein bisschen weniger Hunger,
       ein bisschen mehr sauberes Trinkwasser etwa. Bestenfalls am Rande erwähnt
       wurde aber, dass sich diese Erfolge zum größten Teil auf Asien beschränken.
       Da 1990 als Vergleichsjahr gewählt wurde, schlägt der Wachstumsschub in
       Ländern wie China hier statistisch voll durch. Das aber verschleiert nur,
       wie dramatisch die Situation in anderen Ländern nach wie vor ist.
       Namentlich gilt dies für den afrikanischen Kontinent.
       
       Indem sie alle Entwicklungsländer über einen Kamm scheren, lenken die
       Industrieländer mehr oder weniger elegant von ihrer besonderen
       Verantwortung für Afrika ab. Noch ein bisschen weiter von sich schob
       Bundeskanzlerin Merkel diese Verantwortung durch ihre zynische Bemerkung,
       für die Entwicklung der armen Länder seien vor allem deren Regierungen
       zuständig. Keine Rede ist dabei mehr von der fatalen Rolle, die die
       europäischen Kolonialmächte noch bis vor ein paar Jahrzehnten in Afrika
       spielten.
       
       Sie waren es, die die bis heute gültigen Wirtschafts- und Handelsstrukturen
       schufen, die eine Entwicklung des Kontinents komplett verhindert haben.
       Daran ändern auch die paar Brosamen nichts, die sie in Form bescheidener
       Entwicklungshilfezahlungen verteilen.
       
       Wie sehr Afrika auf die Rolle des Rohstofflieferanten festgelegt ist, das
       zeigt das neueste Kapitel, das in der Geschichte des Kontinents derzeit
       aufgeschlagen wird: seine Eroberung durch China, das sich nach altem Brauch
       bloß der dortigen Rohstoffe bedient und umgekehrt seine Industrieprodukte
       nach Afrika liefert. Eine sich selbst tragende Entwicklung, die
       menschenwürdige Arbeitsplätze und damit Einkommen schafft, wird so weiter
       verhindert.
       
       Diese Entwicklung aber wäre der einzige Weg, wie sich die afrikanischen
       Staaten und ihre Bürger selbst aus der Armut befreien können.
       
       24 Sep 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nicola Liebert
       
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