# taz.de -- Kommentar Polizeieinsatz in Stuttgart: Wasserwerfer gegen Konservative
       
       > Der Protest gegen Stuttgart 21 speist sich auch aus dem konservativen
       > Milieu. Das sieht sich durch die Landes- und Bundesregierung nicht mehr
       > vertreten.
       
       Das waren bizarre Bilder und Töne, die am Donnerstag live über eine mobile
       Webcam aus dem Stuttgarter Schlosspark auf tausenden von Computermonitoren
       der Republik herumruckelten. Zunächst das aus Gorleben und anderen Orten
       mit Protestgeschichte gewohnte Bild: Hier die Demonstranten, die sich einem
       Polizeifahrzeug in den Weg setzten, dort die in absurd martialischer
       Rüstung auftretenden Polizisten, die den Weg für ihre Kollegen freiräumen
       wollten und dabei am Ende auch auf Wasserwerfer nicht verzichteten.
       
       Doch was aus dem Kopfhörer kam, irritierte. Eine offenbar nennenswerte Zahl
       von Demonstranten skandierte nicht nur den Klassiker "Wir sind das Volk",
       sondern begann, die Nationalhymne zu singen.
       
       Ein weiterer Beleg also dafür, dass sich der Protest auch aus dem
       konservativen Milieu speist. Denn schließlich gilt es auch etwas zu
       bewahren: knapp 300 zum Teil sehr alte Bäume und einen Stadtpark, der zur
       Großbaustelle zu werden droht.
       
       Die sonst braven Bürger, die im Angesicht der Wasserwerfer die
       Nationalhymne intonieren, sehen sich selbst als legitime Vertreter des
       Staates und sprechen nunmehr diese Rolle gleichzeitig denjenigen ab, die
       die Polizisten in den Park geschickt haben. Das konservative Milieu sieht
       sich durch die Landes- und Bundesregierung nicht mehr vertreten.
       
       Die Reaktion von Ministerpräsident Mappus, der durch Polizei und
       Kettensägen Fakten schaffen will, wird diesen Rollentausch zementieren. Und
       die Parkschützer, die nun mit Gewalt aus ihrem konservativen Paradies
       vertrieben wurden, werden ihm bei der Landtagswahl im kommenden Frühjahr
       die entsprechende Antwort geben. Dieses harsche Vorgehen gegen seine eigene
       Klientel dürfte Mappus das Amt kosten.
       
       30 Sep 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stephan Kosch
       
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