# taz.de -- Kommentar IWF-Tagung: Von Krise zu Krise
       
       > Die Zeit ist reif für ein System stabiler Wechselkurse, das intelligent
       > genug gemanagt ist, um auf weltwirtschaftliche Veränderungen wie das
       > Erstarken der Schwellenländer zu reagieren.
       
 (IMG) Bild: IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn (re) warb für eine "Stabilitätsinitiative", um Währungsstreitigkeiten zu entschärfen.
       
       So richtig aussprechen mochte es auf der Jahrestagung des Internationalen
       Währungsfonds (IWF) kaum ein Politiker, aber hinter den Kulissen werden die
       Aussagen deutlicher: Das derzeitige System der freien Wechselkurse
       funktioniert nicht.
       
       Man betrachte nur die schwindelerregenden Kursverläufe von Euro und
       US-Dollar. Innerhalb von zehn Jahren verdoppelte sich der Wert des Euro
       beinahe, stürzte dann um ein Viertel auf 1,19 Dollar, um jetzt wieder auf
       1,39 anzuziehen. Kaum anzunehmen, dass sich die jeweiligen
       Volkswirtschaften wirklich so rasant umgewälzt haben und dass das Ganze nur
       das lehrbuchgemäße Spiel von Angebot und Nachfrage war.
       
       In Wirklichkeit werden die Devisenmärkte beherrscht von zwei Akteuren:
       Spekulanten und Notenbanken. Letztere halten, wie im Fall Chinas, die
       eigene Währung bewusst billig und die eigenen Exporte unschlagbar günstig.
       Inzwischen drohen wahre Abwertungswettläufe und Handelskriege. Ganz so wie
       in der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre. Damals reagierte die
       internationale Gemeinschaft mit der Schaffung eines vom IWF gemanagten
       Systems fester Wechselkurse.
       
       Das System brach 1973 zusammen. Seither wird eine Krise von der nächsten
       abgelöst, die Krise des Europäischen Währungssystems 1992 etwa von der
       Mexiko-, Asien-, Russland- und Argentinienkrise. Selbst die 1982
       ausgebrochene Schuldenkrise stand nicht nur mit zu hohen Schulden in
       Zusammenhang, sondern eben auch mit Wechselkursen: Als der US-Dollar
       plötzlich massiv an Wert gewann, stieg auch die Belastung der fast immer in
       Dollar verschuldeten Entwicklungsländer entsprechend an.
       
       Die Zeit ist reif für ein System stabiler Wechselkurse, das intelligent
       genug gemanagt ist, um auf weltwirtschaftliche Veränderungen wie das
       Erstarken der Schwellenländer zu reagieren. Das wäre dann mal eine
       sinnvolle Rolle für den IWF, der doch seit Jahren händeringend nach einer
       Aufgabe sucht.
       
       10 Oct 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nicola Liebert
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) IWF-Jahrestagung: Kalter Währungskrieg
       
       Der Internationale Währungsfonds findet keine Lösung für den derzeitigen
       Abwertungswettlauf. Dafür kommt die Stimmrechtsreform voran - wenn auch
       langsam.