# taz.de -- Alba Berlin verpasst Europaliga: Auf der Suche
       
       > Um den Ansprüchen des Branchenprimus gerecht zu werden, sind die
       > Basketballer von Alba Berlin nach dem Aus in der Europaliga zum Gewinn
       > der Meisterschaft verdammt.
       
 (IMG) Bild: Enttäuscht: Alba-Berlin-Spieler Guard Julius Jenkins.
       
       Alba Berlin ist so etwas wie eine eingetragene Marke im deutschen
       Basketball. Achtmal sind sie in den vergangenen 13 Jahren Meister geworden.
       Sie spielen in einer Halle, die in dieser Art auch in Los Angeles oder
       Dallas stehen könnte. Der Zuschauerschnitt ist der beste Europas. Die
       Ambitionen sind hoch, der Basketballsachverstand ist es auch. Das
       Management gilt als abgeklärt und besonnen. Und doch fehlt etwas in letzter
       Zeit: der große Erfolg.
       
       Es bleiben nur die Erinnerungen an jene Alba-Ära, die von 1995 bis 2003
       reichte. Damals war man in der Bundesliga gefürchtet, aber nicht nur da,
       auch in Europa konnten die Berliner mithalten. Das ist heute anders. Wieder
       einmal spielt Alba Berlin nicht in der höchsten kontinentalen Klasse, der
       Europaliga. Sie haben die Qualifikation dazu am Sonntagabend verpasst.
       
       Der belgische Gegner Spiridou Charleroi erwies sich als zu stark. Auswärts
       hatten sie mit vier Punkten Unterschied verloren, zu Hause bekam Alba nur
       ein 70:70-Unentschieden hin. Alba spielt in dieser Saison also nur im
       Eurocup, der zweiten Liga. "Das ist ein Schlag", sagte Marco Baldi, der
       Geschäftsführer. "Das Team hat heute dem Druck nicht standgehalten, den
       Schmerz müssen wir reinlassen, es tut weh."
       
       Die Bundesliga-Saison hat für die Berliner noch nicht einmal begonnen, und
       dann das. Die wirtschaftlichen Folgen seien überschaubar, sagte Baldi, weil
       man eh ohne die Einnahmen aus der Europaliga kalkuliert habe. Bleibt aber
       die mentale Schlagseite. "Die Mannschaft kennt ihre Stärken noch nicht so
       richtig", analysierte Baldi, "so wie die Mannschaft sich selbst, so spüre
       ich die Mannschaft auch noch nicht richtig."
       
       Dabei repräsentiert Charleroi allenfalls europäischen Durchschnitt.
       Trotzdem vermochte es ein Alba-Team, das "fest geworden ist" (Baldi),
       nicht, das Spiel zu dominieren und vier mickrige Pünktchen gutzumachen.
       Fahrig waren die Aktionen, ohne Konzept. Das Team wirkte nicht eingespielt.
       Es habe die "Selbstverständlichkeit" gefehlt, die "Automatismen", so der
       Geschäftsführer.
       
       Aber woher soll der Teamgeist auch kommen, wenn die Mannschaft alljährlich
       bunt zusammengewürfelt wird und Trainer Luka Pavicevic einen Kader
       schmiedet aus Einzelteilen, die ihm aus Antalya (Center Femerling),
       Valencia (Aufbauspieler Marinovic) oder Rom (Flügelspieler Dragicevic)
       zugeliefert werden. Genannte Akteure standen für das Unvermögen von Alba,
       denn beide Serben erzielten keinen Korb aus dem Spiel heraus, und der
       mittlerweile 35-jährige Femerling, bereits zum dritten Mal in Berlin,
       scheint immer nur auf eine einzige Finte zurückzugreifen, die seine
       Gegenspieler aber längst durchschaut haben. Und ein Julius Jenkins,
       zuverlässigster Punktelieferant des Teams, kann es eben auch nicht jedes
       Mal richten.
       
       So gut die Infrastruktur Albas im Umfeld und in der Jugendarbeit sein mag,
       im Team gibt es strukturelle Defizite, die Coach Pavicevic zu verantworten
       hat. Nach den Playoff-Niederlagen in den letzten beiden Jahren gegen Bonn
       und Frankfurt stand er jeweils zur Disposition, doch die Klubführung
       stellte ihn nie in Frage. Fast schon trotzig verlängerte man seinen
       Vertrag.
       
       Am Sonntag war ein müder, zerknirschter Pavicevic zu sehen. "Ich bin
       frustriert", sagte er. "Ich fühle mich wie jemand, der sich etwas
       vorgenommen hat, es aber nicht erreicht." Kurzum: wie ein Versager. Er
       betrieb eine exzellente Fehleranalyse, nur was half das noch nach der
       ersten großen Enttäuschung der Saison. Ja, er hätte so gern in der
       Europaliga gespielt, ließ Pavicevic dann noch wissen, "weil man da Teams
       als Gegner bekommt, die besser sind als man selbst", da könne man die
       Matches wunderbar auf sich zukommen lassen. Im Eurocup sei das anders. Fast
       schien es, als empfinde der Trainer die kompetitive Auseinandersetzung als
       Belastung - und nicht als Lebenselixier.
       
       Auf ihn kommen jetzt viele belastende Spiele in der Bundesliga zu. Die will
       Alba gewinnen. Denn am Ende der Saison soll der Meistertitel stehen.
       Pavicevic ist zum Siegen verdammt. "Es gibt keinen Grund, an dieser
       Mannschaft zu zweifeln", sagte Marco Baldi unterdessen. "Noch nicht." Er
       muss schließlich aufpassen, dass die Marke Alba Berlin nicht noch mehr
       Kratzer bekommt.
       
       11 Oct 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Markus Völker
       
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