# taz.de -- Kommentar Tarifgespräche Bahn: Ende des Lohndumpings
       
       > Günstiges Bahnfahren versus anständige Löhne: Eine vernünftige Lösung für
       > diesen Konflikt wäre, für alle Bahner gleiche Arbeits- und
       > Lohnbedingungen zu schaffen.
       
       Die Kunden und Kundinnen von Bahnunternehmen möchten schnell, sicher und
       pünktlich von A nach B gebracht werden - und zwar möglichst günstig. Die
       Beschäftigten von Bahnunternehmen möchten einen sicheren, stressfreien
       Arbeitsplatz - und einen auskömmlichen Lohn. Die Interessen beider Seiten
       sind absolut verständlich, stehen sich aber in der Realität durchaus
       konfrontativ gegenüber. Umso weniger Lohn ein Lokführer kriegt, umso
       günstiger kann das Unternehmen fahren, das so - zumindest theoretisch -
       Spielraum für Fahrpreissenkungen gewinnt.
       
       Im Schienenpersonennahverkehr, der von den Bundesländern bestellt wird,
       herrscht mittlerweile ein reger Wettbewerb. Den Zuschlag, bestimmte
       Strecken zu bedienen, erhalten dabei oft die Unternehmen, die mehr Leistung
       für weniger Geld anbieten. Darüber freuen sich nicht nur die
       Verkehrspolitiker und Umweltschützer, auch die Kunden und Steuerzahler
       profitieren davon, dass die Deutsche Bahn ihre langjährige Monopolstellung
       verloren hat. Aber Bahnbeschäftigte, die bei einem Dumpinganbieter gelandet
       sind, sehen das anders; denn der Wettbewerb wird auf ihrem Rücken
       ausgetragen.
       
       Eine vernünftige Lösung für diesen Konflikt - günstiges Bahnfahren versus
       anständige Löhne - wäre, für alle Bahner gleiche Arbeits- und
       Lohnbedingungen zu schaffen. Dies würde gleichzeitig ausschließen, dass der
       Wettbewerb künftig über Dumpinglöhne ausgetragen würde; stattdessen würden
       Service und Zuverlässigkeit wichtigere Vergabekriterien, was letztlich auch
       den Passagieren nützte. Die Chancen für branchenweit geltende Tarifverträge
       sind trotz angekündigter Streiks nicht schlecht - und tatsächlich käme ein
       neuer Tarifvertrag in der zunehmend von Wettbewerb geprägten Branche einer
       kleinen Revolution gleich.
       
       12 Oct 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Richard Rother
       
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