# taz.de -- Länderspiel Italien gegen Serbien: Visumfrei zur Randale
       
       > Serbische Hools sorgten für den Abbruch des Spiels gegen Italien. Sie
       > werden sowohl der klerikal-faschistischen Bewegung Obraz als auch der
       > ultrarechten Szene zugerechnet.
       
 (IMG) Bild: Keine Tore, aber dafür eine Menge Feuerwerkskörper auf der Spielfläche.
       
       ROM taz | Bei den Fan-Krawallen am Rande des nach sieben Minuten
       abgebrochenen EM-Qualifikationsspiels zwischen Italien und Serbien in Genua
       sind 16 Menschen, darunter ein Polizist, verletzt worden. Wie die
       italienische Polizei am Mittwochmorgen in einer ersten Bilanz mitteilte,
       wurden bei den Ausschreitungen am Dienstagabend insgesamt 17 serbische
       Randalierer festgenommen. Unter ihnen befand sich auch Ivan Bogdanov. Laut
       italienischen Medien ist er ein mehrfach vorbestrafter Anführer von
       Hooligans des Klubs Roter Stern Belgrad.
       
       Der massige Kerl wurde von der Polizei anhand der Tattoos, die er auf den
       Armen trägt, als derjenige identifiziert, der erst mit einer Zange das Netz
       durchschnitt, das die Anhänger der serbischen Nationalmannschaft wie in
       einem Raubtierkäfig einschloss, und dann die Versuche seiner Kumpane,
       Feuerwerkskörper aufs Spielfeld zu schleudern, dirigierte. Bogdanov wurde
       von der Polizei aus einem abfahrbereiten Reisebus herausgeholt. Seine 15
       Minuten weltweiten Fernsehruhmes werden ein strafrechtliches Nachspiel
       haben. Dass der Hooliganchef so prominent werden konnte, liegt aber auch an
       einer fehlgeschlagenen Strategie der italienischen Polizei.
       
       "Am Nachmittag haben serbische Fans schon in der Innenstadt randaliert. Sie
       haben Gebäude beschädigt und überall uriniert", beschwerte sich die
       Bürgermeisterin von Genua, Marta Vincenzi. "Bei der Polizei sagte man mir,
       dass Einsatzkräfte vor Ort seien, man aber eine Tragödie verhindern wollte.
       Da habe ich begriffen, dass sie eine weiche Linie gewählt haben", erklärte
       Vincenzi in der Tageszeitung Repubblica. Das Ganze war von
       Informationspannen begleitet. "Serbische Sicherheitskräfte und der Verband
       haben die italienische Seite über die Gefahr informiert, dass gewalttätige
       Fangruppen mit dem Ziel nach Italien reisen, dort die Partie zu verhindern.
       Geschehen ist aber nichts", teilte der serbische Fußballpräsident Karadzic
       mit.
       
       Aus Auslöser gelten Straßenschlachten ultranationalistischer Schläger mit
       der Polizei am Montag in Serbiens Hauptstadt Belgrad. Sie hatten erst
       erfolglos die dortige "Gay Parade" attackiert und waren dann auf diverse
       Parteibüros umgeschwenkt. 250 Personen wurden nach Informationen serbischer
       Medien festgenommen. Die Gewalttäter werden sowohl der
       klerikal-faschistischen Bewegung Obraz als auch der ultrarechten
       Hooligan-Szene zugerechnet. Vor allem der Hooligan-Teil, der Roter Stern
       Belgrad nahesteht und einst mit den paramilitärischen Banden des
       Kriegsverbrechers Arkan verbunden war, lieferte sich nun in Genua eine Art
       Nachfolgeschlacht. Es war, so hieß es, das erste große Spiel, das serbische
       Fans ohne Visumpflicht besuchen konnten. TOM MUSTROPH
       
       13 Oct 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tom Mustroph
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA