# taz.de -- US-Regisseur Oliver Stone: Geboren am 4. Juli
       
       > Regisseur Oliver Stone gilt als einer der großen Nestbeschmutzer in den
       > USA. Vielleicht motiviert ihn das, mit großem Pathos immer wieder
       > uramerikanische Werte zu beschwören.
       
 (IMG) Bild: Viriler Einzelgänger: Oliver Stone.
       
       Wenn der amerikanische Filmregisseur Oliver Stone sich ein Geburtsdatum
       hätte aussuchen können, er hätte vermutlich den 4. Juli gewählt. Das Datum
       der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung ist das, auf das alle Patrioten
       sich beziehen, gleich, ob sie von weit rechts kommen wie neuerdings die
       Mitglieder der Tea-Party-Bewegung, oder ob sie als Linke gelten wie Stone.
       
       Er wird immer wieder als einer der großen Nestbeschmutzer in Amerika
       beschimpft, mit umso größerem Pathos ruft er deswegen die Traditionen auf,
       die unumstritten bleiben müssen. Sein Film "Geboren am 4. Juli" traf 1989
       genauso den Nerv wie zwei Jahre davor "Wall Street".
       
       In dem einen spielte Tom Cruise einen gelähmten Vietnamveteranen, der an
       seinem Land zu verzweifeln droht, im anderen spielte Michael Douglas einen
       Börsenbroker, der die Dekade der Deregulierung der Finanzmärkte auf den
       Begriff einer entfesselten Gier brachte. Das sind nur zwei Wegmarken auf
       Stones Marsch durch die Institutionen der US-Filmindustrie.
       
       Er begann, nach prägenden Erfahrungen in der Gegenkultur der Sixties und im
       Krieg in Vietnam, als Genre-Regisseur mit dem Schocker "Die Hand", fand
       aber bald sein eigentliches Thema in der politischen Gegenwart und nahen
       Vergangenheit seines Landes: "Salvador" (über den Krieg in Zentralamerika),
       "Platoon" (Vietnam), "JFK" (seine Interpretation des Attentats auf John F.
       Kennedy), "Nixon" (über den am tiefsten gefallenen US-Präsidenten) und
       "World Trade Center" (über Helden des 11. September) sind die wichtigsten
       Titel.
       
       Dazwischen drehte Stone mit "Natural Born Killers" so etwas wie den
       definitiven Übergangsfilm in ein hypermotorisches, frenetisches Kino der
       atomisierten Wahrnehmung. Dass er zwischendurch für "Comandante" ein langes
       Interview mit Fidel Castro führte, trug ebenfalls zu dem Image bei, das
       Stone sich immer wieder gern gibt: das eines virilen Einzelgängers, der die
       Themen seiner Zeit in dem populärsten Medium seiner Zeit verhandelt.
       
       Mit [1]["Wall Street 2 - Geld schläft nicht" versucht er jetzt], diesem
       Anspruch gerecht zu werden, doch es fehlt es dem Film an Profil und
       Schärfe.
       
       19 Oct 2010
       
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