# taz.de -- Erster schwarzer Bürgermeister Osteuropas: Slowenische Stadt wählt ihren "Obama"
> Peter Bossman, ein aus Ghana stammender Arzt, wird künftig den Küstenort
> Piran regieren. Dem Sozialdemokrat konnte auch die Kritik an seinem
> "schlechten Slowenisch" nicht den Sieg vermasseln.
(IMG) Bild: "Ich bin glücklich und stolz": Peter Bossman freut sich über den Wahlausgang.
LJUBLJANA dpa/dapd/rtr/taz | Slowenien hat einen neuen Politstar: Der aus
Ghana stammende Arzt Peter Bossman ist neuer Bürgermeister von Piran und
damit das erste schwarze Stadtoberhaupt in der Geschichte Osteuropas. Der
54-jährige Sozialdemokrat setzte sich am Sonntag bei der Stichwahl mit 51,4
Prozent der Stimmen gegen den amtierenden Bürgermeister und Arztkollegen
Tomaz Gantar durch.
Bossman kam in den 70er Jahren nach Slowenien, damals noch eine
Teilrepublik von Jugoslawien, um dort Medizin zu studieren. Nachdem er eine
kroatische Kommilitonin geheiratet hatte, entschied er sich, dort zu
bleiben. Er ist Vater zweier Töchter, führt eine eigene Praxis und sitzt
schon seit Jahren für die Sozialdemokraten im Stadtrat von Piran.
"In den ersten Monaten meiner Ankunft in Slowenien, hatte ich das Gefühl,
dass uns einige Leute hier nicht haben wollte. Doch in den vergangenen 10
oder 15 Jahren hatte ich überhaupt keine Probleme, und ich denke, dass die
Menschen meine Hautfarbe gar nicht mehr wahrnehmen, wenn sie mich
anschauen", so Bossman gegenüber der slowenischen Tageszeitung Delo.
Allerdings hatte Bossman zuletzt noch Vorwürfe seines Gegenkandidaten
parieren müssen, er spreche ein schlechtes Slowenisch: "Ich mache Fehler,
aber leider sprechen auch viele Slowenen ein schlechtes Slowenisch",
konterte er schlagfertig. Im Interview mit Delo erwähnte er zudem, dass ihm
ein befreundeter Professor für Slowenisch zusätzlichen Sprachunterricht
angeboten hätte.
Laut der britischen Tageszeitung The Guardian bezeichnete der politische
Beobachter Vlado Miheljak den Urnengang in Piran als entscheidenden Test
dafür, ob Slowenien "reif genug dafür ist, nicht-weisse politische
Repräsentanten zu wählen". Bossmann selbst erklärte: "Mein Sieg zeigt, dass
die Demokratie in Slowenien weit fortgeschritten ist". Allerdings leben nur
wenige Migranten aus Afrika in dem Land. Die Mehrheit der Bevölkerung, die
nicht in Slowenien geboren wurde, stammt aus anderen Ländern des ehemaligen
Jugoslawiens wie Bosnien und Serbien. In Piran selbst gibt es zudem eine
starke italienische Minderheit, weshalb alle Wahlkampfplakate und Flyer
zweisprachig verfasst wurden.
Bossman, der von seinen Wählern "der Obama von Piran" genannt wird,
punktete unter anderem mit seiner Forderung nach dem Einsatz von
Elektroautos im Dienst der Kommune. Piran liegt an der Adria, am praktisch
einzigen Zugang Sloweniens zum Meer, und zählt rund 17.000 Einwohner.
Wichtigster ökonomischer Sektor ist der Tourismus.
Der Wahlsieger ist auch ein Trostpflaster für den sozialdemokratischen
Ministerpräsidenten Borut Pahor, dessen Partei bei den Lokalwahlen starke
Verluste hinnehmen musste. Doch obwohl die Opposition unter dem ehemaligen
Regierungschef Janez Jansa landesweit stärkste Partei wurde, konnte sie in
keiner einzigen größeren Stadt den Bürgermeister stellen.
25 Oct 2010
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