# taz.de -- Zahlen zur Migration in Deutschland: Fleißige Abweiser
       
       > In einer stark emotionalen geführten Debatte um Integration und
       > Multikulti in Deutschland verlassen sich viele auf ihr Gefühl. Aber was
       > stimmt wirklich? Die Zahlen überraschen.
       
 (IMG) Bild: Multikulti gescheitert? Jedenfalls nicht beim Karneval der Kulturen in Berlin.
       
       Wieder einmal ist die Debatte über Einwanderung hoch gekocht. Das passiert
       gefühlt alle fünf Jahre, da sagt mal wieder einer "endlich die Wahrheit",
       er kriegt die erwartete Prügel von erwartbarer Seite, Zustimmung von der
       anderen und damit ist das Thema eigentlich schon wieder vom Tisch. Bis zum
       nächsten Mal. Diesmal war es Horst Seehofer, der einen
       [1]["Zuwanderungsstopp"] forderte.
       
       Es gibt zwar eine EU-weite Zuwanderungsregel, aber die Mitgliedstaaten
       haben dennoch viel eigenen Spielraum zu entscheiden, wen sie reinlassen und
       wen nicht. Im Mai 2009 einigten sich die EU-Länder auf eine so genannte
       "Blue Card", die es Bewerbern von außerhalb der EU erlauben soll, zwei
       Jahre hier zu arbeiten. Die Regelung soll bis Mai 2011 umgesetzt sein.
       Voraussetzung ist, dass der Bewerber nachweisen kann, eine Stelle hier zu
       haben, bei dem er das anderthalbfache verdient als der Durchschnitt in dem
       Land. Die Mitgliedsstaaten dürfen diese Grenze aber noch höher anlegen.
       
       Menschen aus Nicht-EU-Ländern, die in Deutschland leben und arbeiten
       wollen, brauchen einen Arbeitsvertrag, der einen Mindestverdienst im Jahr
       von 66.000 Euro ausweist. Für IT-Spezialisten gibt es seit 2000 eine
       Greencard.
       
       Ein Blick auf die Entwicklung der Einwanderung nach Deutschland zeigt, dass
       diese in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich abgenommen hat -
       Seehofers Panikmache also ganz und gar unangebracht ist. Beim europäischen
       Statistikamt eurostat stehen riesige Datenmengen online - unter anderem
       auch zum Thema [2][Migration und Bevölkerungsentwicklung]. Ein zweiter
       Blick macht deutlich, dass die meisten Einwanderer aus EU-Staaten; Kanada
       oder den USA kommen und also nicht zu denen gehören, die Seehofer am
       meisten fürchtet.
       
       Legende: Wanderungen über die Grenzen Deutschlands 2009 nach Herkunfts-
       bzw. Zielgebieten (Auswahl an Ländern mit der höchsten Zuwanderungs- und
       Abwanderungsrate bezogen auf Deutschland). Die Daten gibt es hier zum
       [3][Download]. Quelle: Statistisches Bundesamt 2010. 
       
       In Frankreich ist die Debatte um Zuwanderung noch um einiges schärfer als
       in Deutschland - Präsident Nicolas Sarkozy fordert eine "Selektion" der
       Einwanderer nach dem Kriterium der Nützlichkeit für den Arbeitsmarkt, die
       Abschiebepraxis ist sehr lebhaft.
       
       In Italien tut man so, als kämen die Menschen nur, um eine Weile dort zu
       arbeiten und dann wieder zu gehen. Wer seinen Job verliert, muss innerhalb
       eines halben Jahres das Land verlassen, sonst fliegt er raus. Eine
       unbefristete Aufenthaltsgenehmigung bekommt man erst nach sechs Jahren
       Leben und Arbeit in Italien.
       
       Einwanderung in ausgewählte EU-Staaten: 
       
       Legende: Einwanderung in EU-Staaten insgesamt - ohne Unterscheidung nach
       Geschlecht oder Staatsangehörigkeit. Quelle: eurostat 
       
       Die Daten gibt es hier zum [4][Download].
       
       In Spanien sieht es ähnlich aus - nur mit nachgewiesener Arbeitsstelle wird
       einem der Aufenthalt verlängert. Die Zahl der "Illegalen" in Spanien
       beläuft sich nach Schätzungen auf rund einer Millionen und das seit Jahren.
       
       In Dänemark kriegen potentielle Einwanderer Punkte dafür, wie
       wahrscheinlich es ist, ob er oder sie Chancen hat, in [5][Dänemark einen
       Job] zu finden. Für einen Master-Abschluss gibt es beispielsweise 50
       Punkte, 100 Punkte bringen einem die Erlaubnis, sechs Monate ins Land zu
       kommen und einen Job zu suchen. Ansonsten ist Dänemark sehr fleißig,
       unerwünschte Menschen loszuwerden oder gar nicht erst reinzulassen - seit
       2001 wurde das Ausländerrecht 14 Mal verschärft.
       
       Bei eurostat finden sich auch Statistiken, wie EU-Länder ihre
       Zuwanderungsgesetze durchsetzen, also Illegale bzw. Unerwünschte ausweisen
       oder gleich gar nicht über die Grenze lassen.
       
       Umgang mit Illegalen in ausgewählten EU-Staaten: 
       
       Legende: EU-Staaten mit den meisten Illegalen im Vergleich zu Deutschland.
       Quelle: eurostat 
       
       Die Daten gibt es auch hier als [6][Download].
       
       In Zusammenarbeit mit: Daniela Weingärtner, Rudolf Balmer, Reiner Wandler,
       Christian Rath, Michael Braun, Reinhard Wolff
       
       26 Oct 2010
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /1/politik/deutschland/artikel/1/seehofer-macht-den-sarrazin/
 (DIR) [2] http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page/portal/statistics/themes
 (DIR) [3] http://spreadsheets.google.com/ccc?key=0Al_3wL1TZipFdHF2LV85aEk0MTJ0dkZLdE5GNXR0alE
 (DIR) [4] http://spreadsheets.google.com/ccc?key=0Al_3wL1TZipFdHFaWWNmUjRBNmktUHhET21NanBFaWc
 (DIR) [5] http://www.nyidanmark.dk/en-us/coming_to_dk/work/greencard-scheme/greencard-scheme.htm
 (DIR) [6] http://spreadsheets.google.com/ccc?key=0Al_3wL1TZipFdElyRWRKdGczRDhwdTRueGJ0Uk4wY0E
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frauke Böger
       
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