# taz.de -- Reform der Bundeswehr: 70.000 Soldaten, kehrt marsch!
       
       > Minister Zu Guttenberg will die Vorschläge zur Bundeswehr-Reform schnell
       > umsetzen. Dazu zählt neben der Verkleinerung des Heeres auch Berlin als
       > einziger Amtssitz.
       
 (IMG) Bild: Das Verteidigungsministerium in Bonn: Mit der Bundeswehr-Reform soll es umziehen.
       
       Die Pläne für eine drastische Verkleinerung der Bundeswehr werden konkret.
       Am Dienstag legte eine Strukturkommission, die im Auftrag des
       Verteidigungsministeriums seit April ein Konzept erarbeitet hat, ihren
       Abschlussbericht vor. Das Ergebnis kommt den Wünschen des Ministers
       Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sehr nahe. Falls es umgesetzt wird, stünde
       der schwerfällige Armeeapparat vor tiefgreifenden Änderungen.
       
       Die Kommission unter Arbeitsagentur-Chef Frank-Jürgen Weise plädiert in
       ihrem Bericht für einen Umbau der Bundeswehr zur Berufsarmee und die
       Verkleinerung der Truppe um 70.000 auf 180.000 Soldatinnen und Soldaten.
       Zudem macht sich die Kommission für die Verlagerung des Ministeriums nach
       Berlin und eine Halbierung der Ministeriumsposten auf 1.500 Stellen stark.
       Bislang ist Bonn offiziell Hauptsitz des Ministeriums.
       
       Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg lobte die Arbeit der
       Kommission: "Ich glaube, dass die Richtung, so weit man sie bisher erkennen
       kann, durchaus stimmt." Die Regierung will Anfang Dezember über die
       künftige Truppenstärke und eine Aussetzung der Wehrpflicht entscheiden.
       
       Bis Ende Januar 2011 solle sein Staatssekretär Walther Otremba einen Plan
       zum Umbau seines Ministeriums vorlegen, erklärte zu Guttenberg. Ein Konzept
       zur Ausrüstung und den künftigen Standorten der Bundeswehr werde bis Mitte
       2011 stehen.
       
       Der Umbau des Ministeriums soll binnen zwei Jahren abgeschlossen sein, die
       Reform der Bundeswehr insgesamt in fünf bis acht Jahren. Der
       Verteidigungsminister hatte sich bereits im Sommer für eines von fünf
       Reformmodellen ausgesprochen, das dem nun vorgelegten Konzept stark ähnelt.
       
       Bei der Beschaffung von Waffen und Material empfehlen die Experten der
       Bundeswehr, künftig möglichst Standardprodukte zu kaufen, anstatt Aufträge
       für maßgeschneiderte Ausrüstungen zu erteilen. Bis heute wartet die
       Bundeswehr auf die Lieferung von Sonderwünschen wie dem Transportflugzeug
       A400M und mehrere Hubschraubertypen, die in Afghanistan eingesetzt werden
       sollen.
       
       Der Generalinspekteur der Bundeswehr soll dem Konzept zufolge mehr Macht
       bekommen und eine Art Generalstabschef werden. Die Inspekteure von Heer,
       Luftwaffe, Marine und Streitkräftebasis sollen aus dem Ministerium
       herausgelöst werden.
       
       Der Bundeswehrverband forderte eine rasche Umsetzung der Weise-Vorschläge.
       Der Bericht sei "außergewöhnlich klar in seiner Diagnose und radikal in
       seinen Empfehlungen", sagte Verbandschef Ulrich Kirsch. "Diese Vorlage muss
       die gesamte Bundesregierung nun verwandeln."
       
       Neben Union und FDP plädiert auch die Grünen-Fraktion für eine schnelle
       Umsetzung der Reformpläne. Deren sicherheitspolitischer Sprecher, Omid
       Nouripour, forderte zu Guttenberg auf, zu "zeigen, dass er an einer Reform
       der verkrusteten und ineffizienten Strukturen seines Hauses und der
       Bundeswehr wirklich interessiert ist". Der Verteidigungsexperte der
       Linke-Fraktion, Paul Schäfer, forderte eine Halbierung der "Sollstärke der
       gesamten Truppe".
       
       26 Oct 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Matthias Lohre
       
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